(Fast) alles kommt ans Licht

Lotte Thaler spricht mit Wolfgang Rihm

Opernwelt - Logo

Wie schwer es ist, über einen Komponisten zu schreiben, der selbst so sprachmächtig ist, dass man staunend nicht nur vor dem Werk, sondern auch vor den Worten ihres Schöpfers steht, das hat sich auch im Fall von Wolfgang Rihm wieder schmerzvoll bewahrheitet. Wie man ihm vielleicht näher kommt, ohne ihm zwanghaft nahe sein zu wollen – das wiederum beweist Lotte Thalers Gesprächsband mit Rihm «Alles kommt ans Licht», erschienen im kleinen Wolke Verlag. 

Der Titel dieses schmalen, feinen Bandes führt, absichtsvoll oder nicht, in die Irre.

Es kommt eben nur bedingt alles ans Licht. Rihm liebt die Paraphrase, das Uneindeutige. Nicht aber, weil er kokett wäre. Für ihn, den Komponisten, ging es stets darum, den unbedingten Willen zur Freiheit zu bewahren. Sich selbst, aber auch anderen. Seine Gesprächspartnerin, die ihn aus gemeinsam verbrachten Studienzeiten am Musikwissenschaftlichen Seminar in Freiburg trefflich kennt, versucht deswegen auch erst gar nicht, den «Kontinent Rihm» (wie eine ihm gewidmete Reihe bei den Salzburger Festspielen übertitelt wurde) zu erkunden. Thaler tastet sich behutsam vor, indem sie nach den Werkinhalten fragt, nach den Besonderheiten jedes einzelnes ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt 6 2022
Rubrik: Magazin, Seite 97
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
WENIGSTENS TRASH

Hier hat die Abrissbirne gewaltig zugeschlagen! Opernregie-Debütant Edoardo De Angelis – er kommt vom Film – bemüht sich erst gar nicht, zu Beginn von Puccinis «Tosca» einen schönen Nachbau der Kirche Sant’Andrea della Valle zu zeigen (beziehungsweise von Mimmo Paladino errichten zu lassen). Auf der großen Bühne des Teatro San Carlo in Neapel sehen wir ein...

EWIGES MEER

Eine Mutter tötet ihre Kinder, kocht deren Herzen aus und setzt sie ihrem Ehemann zum Fraß vor. Das Musiktheater «Gudruns Lied» des isländischen Komponisten Haukur Tómasson basiert auf der altisländischen Version der Nibelungensage aus der Edda-Dichtung. In einer Bühnenfassung der Regisseurin Elisabeth Stöppler erlebte das 1996 uraufgeführte, mit dem renommierten...

DIE LIEBE MACHT’S

Wenige (W)Orte sind derart hoch und vielfältig semantisch orchestriert, stehen für so heterogene, disparate Deutungen, haben so grundverschiedene künstlerische Ausprägungen erfahren wie der Topos «Babylon». Wobei vieles hochtönendes Bildungsinventar bleibt. Eine leibhaftige Erfahrung ist erinnerlich: Im Bruegel-Saal des Wiener Kunsthistorischen Museums trafen sich...