Fahrräder und ein schwebendes Vogelnest
Der Regimekritiker und Konzeptkünstler Ai Weiwei, Medienstar der 12. Kasseler Documenta, war trotz beschädigter Gesundheit (die Folgen von Schlägen durch chinesische Sicherheitskräfte) zur Premiere in die Hansestadt gekommen. Und er warf damit ein wenig Glamourglanz auf das momentan durch Finanzierungsschwierigkeiten und Rücktritt des Intendanten gebeutelte Bremer Theater. Immerhin stellte er mit den Ausstattungsentwürfen zu den Zemlinsky-Einaktern «Eine florentinische Tragödie» und «Der Zwerg» seine allererste Arbeit für die Bühne vor, und das mit beachtlichem Erfolg.
Zwei ganz unterschiedliche Bilderfindungen. Für die Ehebruchstragödie aus dem Florenz der Renaissance greift der Künstler auf sein Werk «Forever Bicycles» zurück und schafft eine Installation aus aufgetürmten Fahrrädern: ein leichtes, zartes Gebilde, das einen Kontrapunkt setzt zu dem düsteren Werk Zemlinskys. Poetisch, anmutig, floral, durch einen hohen Grad an Abstraktion allerdings auch – und darin liegt die Gefahr solcher Entwürfe – austauschbar. Dazu kleidsame, auf einfache Weise charakterisierende Kostüme. Insgesamt ein ebenso ästhetisch anzusehendes wie zweckdienliches Ambiente, in dem Regisseur Andreas Bode ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Für Menschen, die sich in Schülervorstellungen von «Zauberflöte» oder «Carmen» fragten, was das Gesinge auf der Bühne eigentlich soll, und die als Erwachsene die gesellschaftliche Verpflichtung spüren, es mit der Oper doch noch mal zu versuchen – für die ist Ingo Metzmachers Buch «Vorhang auf. Oper entdecken und erleben» wahrscheinlich richtig. Nicht, weil...
Giovanni Simone Mayrs 1813 in Neapel uraufgeführte Opera seria «Medea in Corinto» zeigt nicht nur eine rächende Kindsmörderin, das Stück kehrt auch die zarten Seiten der Figur hervor. Regisseur David
Alden übersetzt in St. Gallen ihre reichen Facetten in starke Bilder. Im Finale des ersten Akts ist Medea als schwarzer Todesvogel verkleidet, setzt eine Krähe auf den...
Wenn die Wirtschaft in Nöten steckt, muss auch ein Impresario Abstriche machen. An der San Francisco Opera bedeutet das: Bei den Besetzungen klotzt man, bei den Inszenierungen wird gespart. Von den neun Produktionen, die in dieser Spielzeit auf dem Programm stehen, sind acht bereits anderenorts herausgekommen, viele wurden schlicht eingekauft.
Bisweilen geht die...