«Es muss genau sein»
Frau Mielitz, Sie haben Ruth Berghaus, deren Inszenierung von Rossinis «Il barbiere di Siviglia» von 1967 nach wie vor auf dem Spielplan der Berliner Staatsoper steht, noch gekannt. Was haben Sie von dieser Frau gelernt oder auch nicht gelernt?
Ich habe es immer als großes Privileg empfunden, schon während meines Studiums Ruth Berghaus, Harry Kupfer, Joachim Herz , Walter Felsenstein und dem damals noch sehr gegenwärtigen Geist Bertolt Brechts begegnet zu sein.
Mein Vater war Geiger und ich hatte eine bestimmte musikalische Prägung, aber keinerlei szenische Vorbildung. Die 11. und 12. Klasse absolvierte ich auf der Spezialschule für Musik, dem heutigen Carl Philipp Emanuel Bach-Gymnasium, einer Einrichtung für alle jungen Leute, die singen, springen, spielen und tanzen wollten. Plätze für angehende Regiestudenten gab es noch nicht, aber ich wurde freundlich geduldet. Nach dem Abitur habe ich sofort angefangen, an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Regie zu studieren. Auch der Studiengang Regie war noch sehr jung. Ich hatte Gelegenheit, beide großen Opernhäuser Ost-Berlins und das Berliner Ensemble zu besuchen. So entstand für mich ein Cocktail aus der angebotenen geballten ...
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Opernwelt Jahrbuch 2022
Rubrik: Christine Mielitz, Seite 130
von Jürgen Otten
Die Musik, so hat es, überaus sinnfällig, Claude Debussy einmal notiert, sei für das «nicht Auszudrückende» geschaffen, also im Kern für das, was man mit Worten kaum oder gar nicht mehr sagen könne. Diese Sentenz war dem Moralphilosophen und Musikologen Vladimir Jankélévitch ein tieferes und ausgiebigeres Nachdenken wert, mit dem Ergebnis, dass er ein Buch schrieb,...
Kein anderer Schriftsteller ist auf der Opernbühne so präsent wie E.T.A. Hoffmann, aber nicht mit einem eigenen Werk, sondern als Titelheld von Jacques Offenbachs doppelbödiger Opéra fantastique «Les Contes d’Hoffmann», die zu den populärsten Stücken des Musiktheaters gehört. Den wenigsten Zuschauern dieser genial doppelbödig zwischen Fantasie und Realität...
Ich muss gestehen, die Oper «Frédégonde» war mir bis vor Kurzem nicht bekannt. Dass ich damit nicht allein bin, davon zeugen noch jüngste Veröffentlichungen zur Geschichte der französischen Oper im späten 19. Jahrhundert, in denen das Werk nicht auftaucht. «Frédégonde» erscheint auf den ersten Blick fremd im Sinne von unbekannt – und merkwürdig. Denn merkwürdig, ja...