Ekstatische Klarheit
Sergej Prokofjew hat seinen «Feurigen Engel» nie zu sehen bekommen. Als er 1923 in Bayern, frisch beeindruckt vom Passionsspiel Oberammergau, der Oper den letzten Schliff verpasste, fragte ihn Wladimir Mjaskowski besorgt, ob die Sache «nicht irgendwie zu religiös» sei. Prokofjew verneinte und hob die «orgiastische Finsternis» des Werkes hervor, was auch nicht gerade sowjettauglich klang.
Zwar spielt der «Feurige Engel» wie der ihm zugrundeliegende symbolistische Roman Waleri Brjussows im mittelalterlichen Deutschland, aber der russische Zensor hätte besoffen sein müssen, um den Zusammenhang mit der chaotischen Zeitenwende 1917 zu übersehen. «Wisset, dass der Geist der Finsternis oftmals annimmt die Gestalt von Engeln des Lichtes» – allein dieser Satz des Inquisitors spricht Bände. Er könnte einer Inszenierung den Weg weisen.
Doch Mariusz Treliński, künstlerischer Leiter der Nationaloper Warschau und auch auswärts gut im Geschäft, vermeidet jeden Symbolismus, begnügt sich mit den psychologischen Aspekten des Sujets, wobei er sich auf Prokofjew berufen kann, der Brjussows Hexensabbat bereits gestrichen hatte. Gleichwohl ist «Der feurige Engel» nicht nur ein Stück über ...
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