Ein süßes Alpträumchen
Von einem Werk, dessen Vorlage die Gattungsbezeichnung «erotisches Halleluja» trägt, darf man keine ernsthaften Aufschlüsse über das Leben erwarten. In Frankfurt tun sie auch nicht so als ob. Das trifft sich. Absurd die Vorgänge, die Federico García Lorca Ende der 1920er-Jahre in seinem Schauspiel «In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa» schildert. Ein Bücherfreund lässt sich zur Hochzeit mit einer sehr jungen Frau überreden. Bereits in der Hochzeitsnacht scheint sie ihn sattsam zu betrügen.
Als Belisa sich in einen maskierten Jüngling verliebt, der immer bloß vorüberhuscht, erlaubt der Don ihr eine nächtliche Begegnung, taucht dann aber als eifersüchtiger Gatte auf und kehrt tödlich verwundet vom Duell mit dem Rivalen zurück. Es zeigt sich, dass er selbst der Maskierte war. Belisa konnte sich nur in einen Schemen verlieben. Und Perlimplín nur im Verborgenen seine Leidenschaft anbieten.
García Lorcas Homosexualität ist in diesem Zusammenhang nicht unwesentlich, ebensowenig die des Komponisten Wolfgang Fortner, der daraus eine farbenreiche Zwölftonoper baute, 1962 uraufgeführt. Die Musik ist köstlich. Dass Fortner als NS-Mitläufer Schönbergs Technik noch tüchtig abgewertet ...
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Opernwelt Mai 2024
Rubrik: Panorama, Seite 55
von Judith von Sternburg
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