Ein Meisterwerk

Puccini: La rondine an der Oper Zürich

Die Einleitung erinnert unüberhörbar an das zweite Bild von «La Bohème», an die rauschende Fröhlichkeit von Heiligabend in den Straßen des Quartier Latin. In «La rondine», dem Spätwerk Giacomo Puccinis, ist es fürs Erste jedoch bald vorbei mit der Ausgelassenheit. Gehört die Bühne einer jungen Frau, die von der großen, wahren Liebe träumt. Es ist Magda de Civry, die von dem begüterten Rambaldo aus -gehalten wird, jedoch dringend aus dem goldenen Käfig ausbrechen möchte. Und es ist Ermonela Jaho, die mit ihrer Kunst auf Anhieb in Bann schlägt.

Mühelos steigt sie in höchste Höhen, in hauchzartem Pianissimo verharrt sie auf der emotional so aufgeladenen Terzlage, dazu bebt sie am ganzen Körper – in restloser Identifikation mit dem Moment. Kein Wunder, dass Rambaldos Gäste fassungslos zuhören, allerdings jeder von ihnen auf seine eigene Weise – denn am Regiepult saß Christof Loy, der wie kaum jemand die Kunst beherrscht, aus Sängern Schauspieler werden zu lassen und auch in kleinen Rollen ausgeprägte Charaktere zu schaffen. Die Lust im großen, durchwegs ausgezeichneten Ensemble ist nicht zu verkennen.

So blicken wir denn, wenn sich im Opernhaus Zürich der rote Theatervorhang gehoben ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2023
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Peter Hagmann

Weitere Beiträge
Der Reiz des Fremden

Es ist ein altes Lied im Opernkanon: Die Frau, die zu stark ist, wird entweder brutal ermordet, begeht Selbstmord, tanzt in den Wahnsinn oder löst sich anders tragisch auf. Was zu stark ist, muss zerstört werden, um die alte Ordnung wiederherzustellen. Und dies ist nicht das einzige Problem: Um den Ausstattungswert zu erhöhen, wird die Handlung oft in märchenhafter...

Verdreht

Fangen wir, aus gegebenem Anlass, mit der Musik an. Zweiter Akt, Finale. Das Dunkel scheint sich zu lichten, wo vorher sehr viel f-Moll war, dominiert nun pastoral-pfiffiges F-Dur. Ein Tanz im Viervierteltakt, übermütig, zugleich hintergründig – Giuseppe Verdi wusste sehr wohl, wie man Klänge subversiv einwirken lässt. Und so ist es auch in diesem Allegro brillante...

Auf Leben und Tod

Als Jean-Baptiste Lully 1687 starb, stand die Tragédie en musique vor einem epochalen Umbruch. Zwei Musiker schlugen neue Wege ein – André Campra und Henry Desmarest. Campra trug den Sieg davon, weil Desmarest, der begabteste Komponist in Lullys Nachfolge, 1699 aus Frankreich fliehen musste. Es dauerte mehr als drei Jahrhunderte, bis mit der 1694 uraufgeführten...