Ein Meisterwerk
Die Einleitung erinnert unüberhörbar an das zweite Bild von «La Bohème», an die rauschende Fröhlichkeit von Heiligabend in den Straßen des Quartier Latin. In «La rondine», dem Spätwerk Giacomo Puccinis, ist es fürs Erste jedoch bald vorbei mit der Ausgelassenheit. Gehört die Bühne einer jungen Frau, die von der großen, wahren Liebe träumt. Es ist Magda de Civry, die von dem begüterten Rambaldo aus -gehalten wird, jedoch dringend aus dem goldenen Käfig ausbrechen möchte. Und es ist Ermonela Jaho, die mit ihrer Kunst auf Anhieb in Bann schlägt.
Mühelos steigt sie in höchste Höhen, in hauchzartem Pianissimo verharrt sie auf der emotional so aufgeladenen Terzlage, dazu bebt sie am ganzen Körper – in restloser Identifikation mit dem Moment. Kein Wunder, dass Rambaldos Gäste fassungslos zuhören, allerdings jeder von ihnen auf seine eigene Weise – denn am Regiepult saß Christof Loy, der wie kaum jemand die Kunst beherrscht, aus Sängern Schauspieler werden zu lassen und auch in kleinen Rollen ausgeprägte Charaktere zu schaffen. Die Lust im großen, durchwegs ausgezeichneten Ensemble ist nicht zu verkennen.
So blicken wir denn, wenn sich im Opernhaus Zürich der rote Theatervorhang gehoben ...
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Opernwelt November 2023
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Peter Hagmann
Schon 1841 hat ein Zeitgenosse, der Theatermann Carlo Ritorni, Klage darüber geführt, dass sich alle italienischen Opern wie Zwillinge gleichen: «Wenn man eine gesehen hat, kennt man alle.» Saverio Mercadantes im Jahr danach in Neapel uraufgeführtes romantisches Melodramma «Il proscritto» («Der Geächtete») macht da keine Ausnahme. In Salvadore Cammaranos Libretto,...
Eine Sprossenwand gibt es, ein paar Turnmatten, Ringe und einen Boxsack. Doch ins Schwitzen gerät nur die stumme Statisterie mit gut definierten Astralkörpern und knappsitzenden Trainingshosen. Die eigentlichen Protagonisten tragen gern helle Sommeranzüge. Pro forma riskiert man ein paar Übungen in der Gymnastikhalle. Das passt zum Stücktitel, der mit «L’Olimpiade»...
Fangen wir, aus gegebenem Anlass, mit der Musik an. Zweiter Akt, Finale. Das Dunkel scheint sich zu lichten, wo vorher sehr viel f-Moll war, dominiert nun pastoral-pfiffiges F-Dur. Ein Tanz im Viervierteltakt, übermütig, zugleich hintergründig – Giuseppe Verdi wusste sehr wohl, wie man Klänge subversiv einwirken lässt. Und so ist es auch in diesem Allegro brillante...