Ein Jung-Siegfried nach Maß
Auch wenn es gegenüber dem Produktionsteam und allen anderen Mitwirkenden ungerecht ist, der neue «Siegfried» an der ENO (English National Opera) ist vor allem wegen des Protagonisten bemerkenswert: Richard Berkeley-Steele bewältigt die Monsterpartie nicht nur stimmlich eindrucksvoll, sondern er bietet dem Publikum das äußerst seltene Ereignis, in Körpersprache, Gestik und Mimik einen Jung-Siegfried agieren zu sehen, der diesen Namen verdient. Dieser darstellerisch außergewöhnlich begabte Sänger bewegt sich auf den Sekundenbruchteil genau wie ein Jugendlicher.
Keine seiner Gesten, kein Gang, kein Schritt wirkt einstudiert oder gar opernhaft, alles erscheint natürlich und authentisch – eine Mischung aus Tenniscrack Lleyton Hewitt und Rapper Eminem.
Relativ häufig weiß dieser Baseballkappen-Siegfried nicht, wohin mit seiner Kraft und mit seinen Gefühlen. Und manchmal versteht er nicht, was und wie ihm geschieht. Die sonst detailgenau arbeitende Regisseurin Phillyda Lloyd und ihr Ausstatter Richard Hudson ersparen ihm aus guten Gründen, handwerklich korrekt das Schwert zu schmieden. In einer effektvoll beleuchteten Wellblechwerkstatt neben der tristen Einzimmerwohnung von Mime (ein ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Hector Berlioz‘ Künstleroper «Benvenuto Cellini» teilt mit Jacques Offenbachs «Les Contes d’Hoffmann» das Schicksal, dass sie lange Zeit in einer von der ursprünglichen Konzeption des Komponisten weit abweichenden Fassung aufgeführt wurde. Im Falle des «Cellini» war das eine unter Beteiligung von Berlioz und Liszt erstellte Bearbeitung für eine Inszenierung in...
In Tippetts letzter, in Deutschland noch nie aufgeführter Oper «New Year» (Neujahr) betritt die Anti-Heldin Jo-Ann laut Szenenanweisung die Bühne, «als ob sie von der Gewalt der Klänge draußen hereingeweht» wird. Die brutale, mit elektro-akustischen Effekten und reichlich Schlagwerk angereicherte Musik verebbt und weitet sich zu einer Gesangskantilene. «Safe,...
Hier geht wirklich alles drunter und drüber. Menschen werden zu Puppen, Ausstellungsstücke zu Menschen, die Welt steht Kopf. Alles ein Traum. Soll so sein? Nicht E. T. A. Hoffmann ziert das Programm dieses Abends, sondern das Tandem Strauss-Hofmannsthal. Der Strauss-Zyklus des Essener Aalto-Theaters ist nun beim «Rosenkavalier» angekommen, und der überreicht seine...