Durchgangsstation
Das ganz große Programm rollt jetzt an. Verträge mit der Met, eine Agentur, die allzu gern Interviews platziert – und eine CD, «A Journey», mit der das PR-trächtige Divenfach des Belcanto bedient wird. Nicht mit Häppchen in diesem Fall, sondern mit ausgedehnten Szenen von «Beatrice di Tenda» bis «Lucia di Lammermoor», die erst einmal disponiert sein wollen. Die südafrikanische Sopranistin Pretty Yende ist schon seit fünf, sechs Jahren auf den Bühnen gut unterwegs. Eine Sängerin, die sich von der Susanna und Pamina bald ins lyrische Koloraturfach bewegt hat.
Und nun geht es munter weiter: Gerade hat sie die Elvira in Zürich gesungen, bald folgt die Juliette in New York.
Das Album, eine Leistungsschau, soll den Karriereschub befördern. A star is born? Tatsächlich hört man eine Sopranistin mit sehr bemerkenswerten Fähigkeiten. Alles ist da: ein attraktives Timbre, Agilität, technisch sattelfestes Vokalstuckwerk, ein großer Ambitus bis hin zu extremen Spitzentönen (die hier freilich von der Tontechnik merkwürdig ausgeblendet werden). Yende, das nimmt man bewundernd zur Kenntnis, bleibt weder Lucia, Rosina, Juliette, Elvira noch der Comtesse aus dem «Comte Ory» auch nur eine ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Markus Thiel
In den letzten, pompös-auftrumpfenden, musikalisch aber brüchigen Takten verschwindet er: Calaf, der Prinz aus der Fremde, der Turandot so sehr begehrt, dass er für sie sein Leben aufs Spiel setzt. Verschwindet in der Menge, die soeben noch rabiat seine Verbindung mit Turandot eingefordert hat. Calaf aber traut dem Frieden nicht (ganz wie einst Puccini), und er tut...
Altenburg, Ost-Thüringen, Oktober 2016. Kurz vor dem Ende der Kundgebung am Roßplan richtet Frank Schütze, Sprecher des sogenannten «Bürgerforums Altenburger Land», noch einen Appell an «die Freunde» – für den Nachhauseweg, mit Blick auf eine kleine Gruppe lautstark protestierender Gegendemonstranten: «Bitte zertretet kein Geschmeiß.» Eine Stunde lang haben Schütze...
Schon seine erste Opernregie in Westeuropa hatte der Russe Kirill Serebrennikov an Berlins Komischer Oper realisiert – Olga Neuwirths spektakuläre «American Lulu» (siehe OW 11/2013). Im vergangenen Herbst dann kleidete der Theater- und Filmregisseur, Jahrgang 1969, in Stuttgart die Strauss-Oper «Salome» in Schockbilder einer kaputten Familie in kaputter Umwelt –...