Dunkle Räume, klare Linien
Gerard Mortier besitzt die schöne Gabe, treu sein zu können. Künstler, die er schätzt, dürfen seine Karriere begleiten. Die Herrmanns sind das beste Beispiel dafür: Mit ihrem «Titus» begann einst in der Mortier-Ära das Brüsseler Mozart-Wunder, das sich dann mit derselben Inszenierung in Salzburg fortsetzte und zuletzt auch noch in Paris Zeugnis alter Mozart-Herrlichkeiten ablegte. Eine andere Vorliebe Mortiers rührt aus seiner Salzburg-Zeit her. Dort hatte die Gruppe La Fura dels Baus ihm mit einem spektakulären Faust-Projekt einen großen Erfolg beschert.
Für die RuhrTriennale gab Mortier dann bei den Katalanen eine «Zauberflöte» in Auftrag, die etwas bizarr ausfiel. Jetzt präsentierte die Gruppe im Palais Garnier einen Doppelabend mit Bartóks «Herzog Blaubarts Burg» und, davorgestellt, einer szenischen Darstellung von Janáceks Liederzyklus «Tagebuch eines Verschollenen». Der Dirigent Gustav Kuhn, der beide Aufführungen umsichtig und mit viel Klangsinn leitete, instrumentierte auch den Klaviersatz des Janácek-Zyklus, durchaus kontrastreich, aber vielleicht eine Spur zu wenig griffig, der beredte Duktus der Musik wirkte leicht flächig.
Auf der fast leeren, dunklen Szene sieht man ...
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«Man kann das Technische, das Vokalartistische dieser prachtvoll strömenden, des pathetischen wie des zartesten Ausdrucks mächtigen Baritonstimme beschreiben, ihre Feinheit, lyrische Verinnerlichung und männliche Ausdruckskraft, ihre wunderbare Modulationsfähigkeit und vergeistigte Schlichtheit – das alles würde nicht ausreichen, die unvergleichlich tiefe Wirkung...
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