Doppelbödiger Belcanto
Am Ende löst sich alles in jubelnde Freude auf: «Ach, keiner kann erahnen, / wie glücklich ich bin», singt Amina auf eine hinreißend schwungvolle Melodie zu pulsierender Orchesterbegleitung, die anderen stimmen ein – Aminas Ziehmutter Teresa, ihr Verlobter Elvino, der Conte Rodolfo und der Bauer Alessio sowie der Chor der Landleute. Das Finale von Vincenzo Bellinis «La sonnambula» feiert die Auflösung von Missverständnissen und die Versöhnung des Liebespaars.
In der Neuinszenierung des Werks von Jossi Wieler und Sergio Morabito, die am 22.
Januar 2012 an der Oper Stuttgart Premiere hatte, gibt es kein lieto fine, denn nach dem, was sich zuvor ereignet hat, kann es keines geben. Wie bei Bellini und seinem Textdichter Felice Romani ereignet sich die Geschichte bei Wieler/Morabito in einem kleinen Dorf in den Schweizer Alpen, zeitlich freilich in Richtung unserer Gegenwart versetzt. Die Handlung könnte um 1950 spielen, vielleicht aber auch erst vor ein paar Jahren – in mancher dörflichen Gegend scheint die Zeit und mit ihr das moralische Wertgefüge ihrer Gesellschaft geradezu stehen geblieben zu sein. Das Geschehen ist auf einen Innenraum konzentriert, ein von Anna Viebrock mit ...
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Opernwelt Jahrbuch 2012
Rubrik: Aufführung des Jahres, Seite 10
von Thomas Seedorf
Herr Schmidt ist ein Freund der Klassik und liebt «Carmen». Die fünfzehnjährige Sandra hört Pop und steht auf Madonna. Vor einem Vierteljahrhundert wären beide noch in den Plattenladen gegangen, um dort ihre Lieblings-CD zu kaufen. Heute holt sich Sandra den Song per Download oder Streaming aus dem Internet, am besten auf das Handy, damit sie ihn hören kann, wann...
Was heut gehet müde unter,
Hebt sich morgen neu geboren.
Manches geht in Nacht verloren –
Hüte dich, sei wach und munter.
Diese Verse aus Eichendorffs «Zwielicht», von Robert Schumann im «Liederkreis» op. 39 vertont, könnten auch die Problematik der alternden Sängerstimme beschreiben. Dietrich Fischer-Dieskau hat den Zyklus nach Gedichten von Eichendorff 1985...
Allzu viele Brünnhilden werden wohl nicht mehr kommen.» Das sagt sie so einfach, ganz trocken, begleitet von einem herben Lachen.
Vor einem Jahr hat sie erstmals in San Francisco Wagners Marathonstrecke absolviert. Dann wurde sie in diesem Festspielsommer als Lichtgestalt der Münchner «Götterdämmerung» gefeiert – und nun schon das Ende? Aber es ist ja nicht Frust,...