Divendrama im Akkord
Selbst angesichts der Akkordbedingungen, unter denen Italiens Opernkomponisten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts produzieren mussten, hatte Donizetti für seine «Parisina» geradezu abenteuerlich wenig Zeit zur Verfügung. Weil Felice Romani, der gefragteste Librettist der Epoche, schon mit anderen Aufträgen (unter anderem «Beatrice di Tenda» für Bellini) hoffnungslos überlastet war, blieben von der ersten Teillieferung des Librettos bis zur Premiere am 17. März 1833 nicht einmal zwei Monate.
Dem Ergebnis merkt man das nicht an.
Zwar ist die Orchesterbehandlung in «Parisina» weitgehend konventionell und das Bühnenmittelalter kaum mehr als eine Rechtfertigung der Horrorstory, doch die schnörkellose Entwicklung dieser zeittypischen Dreiecksgeschichte bringt die Stärke Donizettis nur noch besser zur Geltung: die Klarheit und Präzision, mit der er die Gemütszustände seiner Charaktere oft mit einfachsten Mitteln zeichnet. In dieser Hinsicht gehört vor allem die Titelpartie zu den anspruchs-, aber auch wirkungsvollsten Donizetti-Rollen: Neben ihrer großen Showdown-Szene «Ugo è spento», die quasi den gesamten Schlussakt umfasst, darf diese erzromantische Heldin im zweiten Akt in ...
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