DIE WELT SO SCHWER

Andri Björn Róbertsson singt Lieder von Árni Thorsteinson und Robert Schumann

Opernwelt - Logo

Ach ja, das Leben. Schön ist es und schwer, doch nie ganz ohne Hoffnung, schließlich ist das Träumen bei allen Schicksalsschlägen, die man im Verlauf der (wie eine Windsbraut vorüberrauschenden) Jahre oder Jahrzehnte erleidet, immer erlaubt. Auf der Suche nach Beispielen für diese wehmütig-utopische Seins-Anschauung wird man in den beiden naturalistischen Romanen «Niels Lyhne» und «Marie Grubbe» oder in einer der Novellen und Gedichte des dänischen Schriftstellers und Lyrikers Jens Peter Jacobsen garantiert fündig.

Jacobsens Heldinnen und Helden, sie alle haben ein zwiespältiges Ich, sind durchströmt von schwärmerischem Blut, doch zugleich peinigt sie die Sehnsucht nach etwas Fernem, Unerreichbarem. So auch den namenlosen «Erzähler» in dem Gedicht «Pess bera menn sár», der seine Wunden offen herzeigt, um im selben Moment wieder den (frommen) Wunsch zu hegen, sie mögen baldmöglich vernarben. 

In der Vertonung durch Árni Thorsteinson (1870–1962) wird das zumal in den schwerfällig, harmonisch monoton dahinschreitenden Akkorden des Klaviers deutlich. Und mehr noch in jener wehmütigen Melodie, die darüber liegt wie Mehltau, aber im Verlauf des Liedes zumindest passagenweise den Blick ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2022
Rubrik: Hören, sehen, lesen, Seite 32
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Während der Vorstellung davongejagt

Früher, da hieß Dubí Eichwald. Jetzt heißt Eichwald Dubí. Und das ist gut so. Heute wohnen etwa 8000 Menschen in dieser Kleinstadt in Nordböhmen, am «oberen linken Rand» von Tschechien. Die Wälder sind dicht, aus Lichtungen leuchten helle Hausfassaden hervor. Sonst sehen wir den Wald vor lauter (böhmischen) Bäumen kaum. Ein bayerischer Schriftsteller – Carl Oskar...

ÜBER GRENZEN HINWEG

Diese Frau. Wir kennen sie nicht. Und doch wissen wir instinktiv, wer sie ist, was mit ihr geschieht. Oder bereits geschehen ist? Ganz klar wird das nicht. Sichtbar sind nur jene Tränen, die in Zeitlupe erst über die linke, dann über die rechte Wange kullern. Und ihre Augen, die uns fixieren, über Minuten, und deren Ausdruck anmutet wie der flehentliche Versuch,...

EIN FRIVOLES PAAR

Erst das Satyrspiel, dann die Tragödie: Zehn Monate vor Massenets «Thaïs», im Mai 1893, brachte Camille Saint-Saëns seine in Windeseile komponierte Opéra comique «Phryné» auf ein Libretto von Lucien Augé de Lassus heraus. Dem tragischen Paar, einem erotisch verquälten Mönch aus der thebaischen Wüste und einer frömmelnden alexandrinischen Kurtisane, die ekstatisch...