Der Widerspenstigen Lähmung

Die einleuchtende Grundidee in Dresden bestand in einem zweitei­ligen Unternehmen, das praktische Anschauung mit theoretischer Erörterung vereinte und aufeinander bezog: einerseits allabendlich vorgeführte Operetten auf der Bühne, andererseits beredete Operetten auf einer Tagung, die erkunden sollte, was aus dieser Gattung unter der NS-Herrschaft wurde. Ergiebiger als der theoretische erwies sich der praktische Teil des Unternehmens.

Schon die Auswahl der vier Werke, durchweg im laufenden Repertoire des Hauses, ermunterte zu Überlegungen darüber, wie und wo der obengesteuerte Theaterbetrieb der nazistischen Kunstpolitik zugegriffen hat.
Vorgeführt wurden: Johann Strauß’ fast vergessener «Karneval in Rom» (1873; in der neu herausgegebenen erweiterten Urfassung), ein Beispiel der nazistischerseits anerkannten «klassischen» Wiener Operette, dazumal verschrieben als Anti­dotum gegen die verpönte französische Operette à la Offenbach; Lehárs «Lustige Witwe» (1905), der man auf den arisierten Bühnen stillschweigend den jüdischen Librettisten Leon hinwegoperierte; sowie zwei damals restlos ausgemerzte Stü­cke von bislang erfolgreichen jü­dischen Komponisten aus der Spätzeit der Gattung ...

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Opernwelt August 2005
Rubrik: Thema, Seite 32
von Volker Klotz

Vergriffen
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