Der Widerspenstigen Lähmung
Die einleuchtende Grundidee in Dresden bestand in einem zweiteiligen Unternehmen, das praktische Anschauung mit theoretischer Erörterung vereinte und aufeinander bezog: einerseits allabendlich vorgeführte Operetten auf der Bühne, andererseits beredete Operetten auf einer Tagung, die erkunden sollte, was aus dieser Gattung unter der NS-Herrschaft wurde. Ergiebiger als der theoretische erwies sich der praktische Teil des Unternehmens.
Schon die Auswahl der vier Werke, durchweg im laufenden Repertoire des Hauses, ermunterte zu Überlegungen darüber, wie und wo der obengesteuerte Theaterbetrieb der nazistischen Kunstpolitik zugegriffen hat.
Vorgeführt wurden: Johann Strauß’ fast vergessener «Karneval in Rom» (1873; in der neu herausgegebenen erweiterten Urfassung), ein Beispiel der nazistischerseits anerkannten «klassischen» Wiener Operette, dazumal verschrieben als Antidotum gegen die verpönte französische Operette à la Offenbach; Lehárs «Lustige Witwe» (1905), der man auf den arisierten Bühnen stillschweigend den jüdischen Librettisten Leon hinwegoperierte; sowie zwei damals restlos ausgemerzte Stücke von bislang erfolgreichen jüdischen Komponisten aus der Spätzeit der Gattung ...
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Die Erinnerung des Rezensenten an Dietrich Hilsdorf reicht bis 1981 zurück, als Claus Leininger den Schauspielregisseur in Gelsenkirchen zu seiner ersten Opernarbeit («Eugen Onegin») überredete. Eine Gedächtnisausstellung für den kürzlich verstorbenen, erfolgreichen Intendanten am Musiktheater im Revier brachte jene Jahre wieder in Erinnerung. Unauslöschlich bei...
Der beste Teil der Vorstellung fand in der Intendantenloge rechts über dem Orchestergraben statt. Dort saß Plácido Domingo und dirigierte die Oper von Anfang bis Ende mit. Seine Fingerspitzen malten melodische Linien, manchmal markierte er mit den Handflächen die Metrik. An Piano-Stellen senkte er den Kopf, und es schien, als würde er jede Phrase, die auf der...
Frau Barcellona, haben Sie Oper in Ihren Genen?
Nicht unbedingt. Zwar sagt man uns Italienern das im Allgemeinen nach, doch ich fühlte mich nicht zur Sängerin geboren, wollte zunächst etwas anderes machen, etwas, das mit Sprachen zu tun hat. Freilich hat man in meiner Familie die klassische Musik immer schon geliebt. Meine Eltern hörten sich Opernübertragungen im...