Der Nachdenkliche
Er wollte es immer genau wissen. Bei allem, was er tat. Nicht nur, wenn es um die eigene Arbeit ging. Beim skrupulösen, sensiblen, kundigen und vor allem: musikalischen Ausloten von Libretti und Partituren, Plots und Figuren, Stoffkomplexen und Subtexten. Sondern auch, wenn er den Kollegen vom Parkett aus über die Schulter schaute. Was sie in Stücken oder Charakteren entdeckten, die ihn selbst umtrieben, bewegten, inspirierten. Und das machte er oft. Zumal in Berlin, wo er lebte. Am Schiffbauerdamm, nur wenige Schritte vom Berliner Ensemble, hatte er sein Büro.
Doch was er unter Musiktheater verstand, wurzelte weniger im epischen Theater Brechts als in den psychoanalytisch reflektierten, streng choreografierten Abstraktionen Wieland Wagners, dessen letzter Assistent er war.
Dieser Einfluss sollte für Nikolaus Lehnhoff zeit seiner über vierzigjährigen Regiekarriere bestimmend bleiben. Gewiss, vom Bremer Anti-Biedermeier-«Fidelio» (1974), Lehnhoffs erster Inszenierung an einem deutschen Haus, bis zur Salzburger Bunker-Schlachthaus-«Elektra» (2010), die er, während der Proben schwer erkrankt, nicht bis zur Premiere begleiten konnte, drückte sich ein Künstler aus, der seine Bühnenwelten ...
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Opernwelt November 2015
Rubrik: Magazin, Seite 85
von Albrecht Thiemann
Katia Ricciarelli selbst war auf der Bühne ja nie sehr komisch, doch hat sie als Lehrerin den Bassbariton Paolo Bordogna mit ausgebildet. Der rattert auf seiner CD «Tutto Buffo», begleitet von der Filarmonica Arturo Toscanini unter Francesco Lanzillotta, durchs bekannte Repertoire von Leporello über Bartolo, Don Magnifico, Mamma Agata, Dulcamara, Falstaff, Don...
Für Schönberg war das Musiktheater zeitlebens ein dorniges Gelände. Eine musikdramatische Energie scheint freilich auch in Werken zu wirken, die nicht für die Bühne konzipiert wurden. Und sie stand im Zentrum jener beredten Stückauswahl, die Winrich Hopp für den Schönberg-Schwerpunkt des Berliner Musikfestes getroffen hatte. Neben Mahler, Nielsen und Komponisten...
Über den ersten Preis der 8. Leyla Gencer Voice Competition kann sich die 22-jährige Marigona Qerkezi freuen. Die albanische Sopranistin – übrigens auch ausgebildete Flötistin – gab erst dieses Jahr ihr Operndebüt (als «Königin der Nacht» in Maskat). Jetzt darf sie ferner drei Monate in der Accademia Teatro alla Scala Erfahrung sammeln. Der zweite Preis ging an den...
