Der Lügendetektortest
Eine Putzfrau kommt selten allein; nicht umsonst hat das Wort von der Kolonne Reinigungsgeschichte geschrieben. Diese Servicekraft aber ist anders. Trauriger irgendwie. Weltabhandengekommener. Ein Wesen, so verloren wie die Pianissimo-Kantilene in den ersten Violinen zu Beginn, die sich wie ein Aida-Faden durch sie hindurchziehen wird.
Und so zart punktiert der Auftakt dahingetupft wird, so tunkt auch die Putzfrau ihren Wischlappen mit äußerster Melancholie in den Eimer, bevor sie damit den Bühnenboden vom Staube befreit – auch noch, als die Celli, nun im dreifachen Piano, jenes traurige Lied anstimmen, das uns im Verlauf des Abends immer wieder begegnen wird. Doch ist die Gute zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr allein auf der weiten schwarzen Flur. Techniker tragen zu den trockenen Fanfarentönen der Trompeten eilig Tische, Stühle, Lampen hinein. Es ist Probe.
Kein Nil also, keine Pyramiden, und Elefanten nur als heiter-sarkastisches Zitat. Stattdessen der politische Feldversuch, Fragen: Was steckt hinter einem Begriff wie «Krieg»? Was geht er uns an? Und: Ist das Theater, als im Bernhard’schen Sinne absurder Ort, überhaupt tauglich, dergleichen zu verhandeln? Kann seine (des ...
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Opernwelt Juni 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Jürgen Otten
Gilbert-Louis Duprez auf der Bühne – als Arnold in Gioacchino Rossinis «Guillaume Tell». Gleich muss das berühmte «do di petto» kommen, das mit voller Brust geschmetterte hohe C, das das Publikum zur Raserei und Rossini an den Rand eines Herzinfarkts brachte. Doch es kommt nicht mehr. Vorhang. Nun hat Rossini Mitleid. Er nimmt den gescheiterten Ritter der Hochtöne...
Der Düsseldorfer «Ring» nimmt mit «Siegfried» nun doch noch richtig Fahrt auf. Regisseur Dietrich W. Hilsdorf, der lange mit Wagner fremdelte, scheint seinen Widerstand gegen das «Gift der Musik» – das er noch vor dem «Rheingold» beklagte (und mit der Lektüre der Zeitgenossen Börne und Zola in seiner Wirkung zu mildern versuchte), aufgegeben zu haben. Schon «Das...
Dass an Finanzbeamten auch Gutes sein kann, suggeriert schon das Neue Testament. Denn «Zöllner» Zachäus, ein die Juden im Namen Roms ausblutender Steuereintreiber, erlebt nach Lukas 19, 1-10 seine Metanoia und verschenkt die Hälfte des Besitzes an die Armen. Und auch der Pariser Steuerpächter Le Riche de La Pouplinière übte Wohltätigkeit: Zwar gab er nicht gleich...