Der Liebe Nahrung
«Di Lete all’altra sponda, ombra compagna anch’io voglio venir con te», sehnt sich Andromeda am Leichnam des Perseus. Es ist die unauslöschliche Hoffnung eines Menschen, dem das Liebste genommen wurde: dass der Abschied nicht endgültig sei, dass es vielmehr gestattet werde, den Heimgegangenen als Schatten zum anderen Ufer der Lethe zu begleiten. Lisette Oropesa hat diesen «begleitenden Schatten» als Titel und Motto ihres exzellenten Debütalbums bei Pentatone gewählt.
Und Mozarts Konzertarie «Ah, lo previdi» KV 272, aus der die zitierte Zeile stammt, wird zur emotionalen Spindel des Recitals.
Mozart schuf «Ah, lo previdi» («Ich habe es vorhergesehen», oder schlicht «Ich hab’s gewusst») 1777 für Josepha Duschek, doch widmete er diese «Scene» eigentlich der angeschwärmten Aloysia Weber. Ihr riet er im Brief: «Am dringendsten lege ich Ihnen die Expression ans Herz, denken Sie gut über den Sinn und die Macht der Worte nach» – ein Ratschlag, der auch bei Lisette Oropesa auf fruchtbaren Boden fällt: Die, wie sie es im Booklet formuliert, «sublimste Musik, die diese Reise zwischen Leben und Tod begleitet», verwirklicht sie durch zarteste, wunderbar innige Zwischentöne im Wechsel mit ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt September/Oktober 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 54
von Gerhard Persché
Er sei zu den Proben ins Theater geflogen, sagt Evgeny Titov und breitet die Arme aus. «Ich war diese Wochen durchweg glücklich. Das Ensemble und ich, wir waren wie eine Blutgruppe.» Sechs Kilo habe er abgenommen während der Zeit. Vermutlich, weil er auf der Bühne permanent auf maximalem Energielevel schwingt, selbst in jede Rolle einsteigt und das Ensemble mit...
JUBILARE
Julia Varady erhielt ab dem 14. Lebensjahr Gesangsunterricht am Konservatorium von Bukarest bei Arta Florescu. Ihr Debüt gab sie 1962 an der Ungarischen Staatsoper Cluj, wo sie etwa als Orpheus in Glucks «Orfeo ed Euridice» oder Fiordiligi in Mozarts «Così fan tutte» auf sich aufmerksam machte. Christoph von Dohnányi holte die Sängerin 1970 – sie hatte...
Mit Lullys «Cadmus et Hermione» begann die Geschichte der Tragédie en musique, der großen französischen Oper. Jean-Baptiste Lully und sein Textdichter Philippe Quinault vereinigten 1673 mehrere Theatergenres zu einer neuen Gattung, die sich in Frankreich rund 100 Jahre zu behaupten vermochte.
Die klassische Tragédie en musique, ein alle Register der Bühnenkunst...