Der Kapitän als Feingeist
Eine konzertante Aufführung schien 1997 die Wende zu bringen. Als Kent Nagano in Manchester die Erstfassung von Brittens «Billy Budd» mit Thomas Hampson in der Titelrolle dirigierte, schien der Weg frei; und tatsächlich folgten u. a. 2001 an der Wiener Staatsoper und vier Jahre später an der Staatsoper München szenische Produktionen dieser 1951 in London uraufgeführten Frühfassung. In der Münchner Produktion (Kent Naganos dortigem Debüt) sang Nathan Gunn den Billy mit der «gebotenen Mischung aus naiver Innigkeit und kraftmeierndem Stolz» (OW 03/2005).
Nun hat Gunn die Rolle – allerdings in der auf zwei Akte verknappten Fassung von 1961 – erneut übernommen: für eine Produktion unter der Leitung von Daniel Harding, einem konzertanten Mitschnitt aus dem Londoner Barbican vom Dezember 2007. Er gibt einen klug dosierenden, ganz einem naiven Geist entspringenden Budd, doch verleiht er der Gestalt zu wenig Profil. Die positive Anmutung der Figur – ihr Arbeitseinsatz, ihre Hilfsbereitschaft – vermittelt sich nur teilweise.
Es fällt ohnehin auf, dass die kleineren Rollen fast besser besetzt sind als die großen Partien. Zu nennen sind Andrew Kennedy als Novice, Matthew Rose als Ratcliffe und ...
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