Der Held auf dem Felsen

Ein Nachruf auf den großen Wagner-Sänger Stephen Gould

Am Tag, als sein Tod die Opernszene erschütterte, war er noch einmal in einem Filmausschnitt zu sehen. Videokünstler Manuel Braun hatte diesen in den sozialen Netzwerken verbreitet: die Schlusssequenz aus dem Bayreuther «Tannhäuser». Stephen Gould saß da neben Lise Davidsen am Steuer, er als Clown geschminkt, ihr Kopf an seiner Schulter ruhend. Gould steuerte den alten Citroën-Bus, untermalt vom triumphierenden Schlusschor, ins Licht.

Eine utopische Szene in der Inszenierung von Tobias Kratzer, gezeigt auf einer Leinwand, größtmöglicher Gegensatz zum brutalen Ende der realen Gestalten unten auf der Bühne. Wer sich diese Szene noch einmal ansah, konnte sich der Tränen nicht erwehren.

Gould selbst hatte seinen Tod angekündigt. Erst nach dem Ende der Festspiele, um ihren Ablauf, die Atmosphäre und «die heldenhaften Anstrengungen» des dortigen Teams nicht zu beeinflussen. Viel offenbarte das von diesem Künstler: Auch seine Redlichkeit, seine Offenherzigkeit, seine Ehrlichkeit und seine Professionalität machten ihn singulär. Eigentlich war der US-Amerikaner als Tannhäuser, Tristan und Siegfried vorgesehen. Doch schon vor dem Sommer war Gould klar, dass er mit 61 Jahren den Kampf gegen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2023
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Markus Thiel

Weitere Beiträge
Vorschau und Impressum 12/23

Aura aus Amsterdam
Eigentlich wollte sie Schauspielerin werden, später Theaterautorin. Doch spätestens nach der Begegnung mit dem großen Willy Decker am Ende ihres Studiums stand für Jetske Mijnssen fest: Es soll und muss die Regie sein. Eine goldrichtige Entscheidung, denn mit ihren unspektakulären und psychologisch feinsinnigen Arbeiten hat die niederländische...

Handwerk mit Genie

Die «Ära Mahler» an der Wiener Hofoper, die von 1897 bis 1907 dauerte, gilt nicht nur als nie wieder erreichte Glanzzeit des Hauses, sondern war zugleich ein Meilenstein der Theatergeschichte. Dabei beschränkte sich Mahlers Rolle keinesfalls auf die Ausstrahlung als Dirigent. Gerade als Direktor und Regisseur – Funktionen, die in der Mahler-Biografik stets in den...

Personalien und Meldungen 11/23

JUBILARE

Judith Forst wurde am 7. November 1943 im kanadischen New Westminster geboren. An der University of British Columbia studierte sie Gesang und feierte bereits 1968 ihr Debüt an der Metropolitan Opera als Page in Verdis «Rigoletto». Weitere Rollen an der «Met» waren unter anderem Tebaldo in Verdis «Don Carlo», Stéphano in Gounods «Roméo et Juliette»,...