Der Held auf dem Felsen
Am Tag, als sein Tod die Opernszene erschütterte, war er noch einmal in einem Filmausschnitt zu sehen. Videokünstler Manuel Braun hatte diesen in den sozialen Netzwerken verbreitet: die Schlusssequenz aus dem Bayreuther «Tannhäuser». Stephen Gould saß da neben Lise Davidsen am Steuer, er als Clown geschminkt, ihr Kopf an seiner Schulter ruhend. Gould steuerte den alten Citroën-Bus, untermalt vom triumphierenden Schlusschor, ins Licht.
Eine utopische Szene in der Inszenierung von Tobias Kratzer, gezeigt auf einer Leinwand, größtmöglicher Gegensatz zum brutalen Ende der realen Gestalten unten auf der Bühne. Wer sich diese Szene noch einmal ansah, konnte sich der Tränen nicht erwehren.
Gould selbst hatte seinen Tod angekündigt. Erst nach dem Ende der Festspiele, um ihren Ablauf, die Atmosphäre und «die heldenhaften Anstrengungen» des dortigen Teams nicht zu beeinflussen. Viel offenbarte das von diesem Künstler: Auch seine Redlichkeit, seine Offenherzigkeit, seine Ehrlichkeit und seine Professionalität machten ihn singulär. Eigentlich war der US-Amerikaner als Tannhäuser, Tristan und Siegfried vorgesehen. Doch schon vor dem Sommer war Gould klar, dass er mit 61 Jahren den Kampf gegen ...
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Opernwelt November 2023
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Markus Thiel
Mit der «Frau ohne Schatten» lieferte Strauss seine reichhaltigste Partitur ab. Charakteristisch sind vor allem das hypnotische Klarinetten-Schneiden des Falken und das abfallende Dreiton-Leitmotiv Keikobads – fast schon explizit textgewordenes Menetekel zu einer Handlung voller (Mit-)Leid: Die Tochter des Geisterkönigs wirft keinen Schatten, sprich, sie kann keine...
JUBILARE
Judith Forst wurde am 7. November 1943 im kanadischen New Westminster geboren. An der University of British Columbia studierte sie Gesang und feierte bereits 1968 ihr Debüt an der Metropolitan Opera als Page in Verdis «Rigoletto». Weitere Rollen an der «Met» waren unter anderem Tebaldo in Verdis «Don Carlo», Stéphano in Gounods «Roméo et Juliette»,...
Wer je auf dem Gipfel eines Dreitausenders (also eines auch für Normalsterbliche mit geeignetem Schuhwerk erklimmbaren Berges) gestanden und den herrlichen Blick von dort oben genossen hat, der weiß, dass das Wandern nicht nur des Müllers Lust ist, sondern eine enorme Bereicherung darstellen kann. Im besten Fall muss der Nachfahre von Wilhelm Müllers traurigem...