Der Augenblick der Liebe
Michael Spyres begeistert und verzückt die Opernwelt seit vielen Jahren. Seine Stimme schwingt sich scheinbar mühelos in höchste Höhen auf, Koloraturen sprudeln nur so aus ihm heraus, Langstreckenopern wie Meyerbeers «Les Huguenots» oder Rossinis «Guillaume Tell» in der Urfassung bewältigt er mit nie versiegender Energie. Das Repertoire des 1979 geborenen Sängers umfasst bereits über 80 Partien, und jährlich kommen neue Opern hinzu, ohne dass er sich auf einen Stil, einen Komponisten oder eine Epoche festlegt.
Auf dem vor zwei Jahren erschienenen Album «Baritenor» demonstriert Spyres nicht nur stilistische Vielseitigkeit, sondern zudem eine stimmliche Verwandlungsfähigkeit, die ihresgleichen sucht. Er schwingt sich als Postillon Chapelou elegant aufs hohe D und brilliert mit Figaros «Largo al factotum», er beeindruckt mit einer französisch gesungenen Gralserzählung und berührt mit Lunas «Il balen del suo sorriso».
Mit seinem neuen Album «Contra-Tenor» wendet sich Spyres nun einem von ihm bisher nur gelegentlich aufgesuchten Repertoirebereich zu. Schon 2011 überraschte er in Antonio Mazzonis 1755 für Lissabon entstandener Oper «Antigono». Mazzoni komponierte die Titelpartie für ...
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Opernwelt Juli 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 30
von Thomas Seedorf
Übermannshohe Geschenkschachteln, die auf der Drehbühne kreisen, zum Wohnzimmer mutieren, zum Badezimmer, adligen Salon, unentwirrbaren Straßengeflecht. Wenn Fadinard bloß wüsste, in welcher dieser verdammte Florentiner Hut steckt! Der Hut einer nicht allzu ehrbaren Dame, den sein Pferd gefressen hat, ausgerechnet am Morgen des ersehnten Hochzeitstags. Weshalb ihm...
So klingt die Sehnsucht, wenn sie utopisch ist: «Die blühenden Bäume verlieren die Blüten nicht mehr in dem ewigen Morgen ...» Hilde Domin schrieb diesen Vers im Exil der Dominikanischen Republik, ihrer «Inselkäfigexistenz». Zugleich sind es die letzten Worte jenes Zyklus aus sieben Liedern für Frauenstimme, den Stefan Heucke (unter dem Titel «Dennoch») auf Texte...
Es ist einer dieser milden Frühlingstage, früher Abend. Im Dreieck zwischen der Avenida Canarias, dem Calvo Sotelo und der Calle Lentini am Rande des Barrio Histórico Triana fließt der Verkehr träge und entspannt dahin. Dominiert wird das Bild von den gelben Bussen, die sich an der Küstenstraße aufreihen und die letzten Strandgäste einsammeln. Vom Atlantik weht...