Debussy: Pelléas et Mélisande

Berlin

Opernwelt - Logo

Ein Novum: Philharmoniker (West) und Staatskapelle (Ost) spielen zeitgleich unter dem Chef des jeweils anderen Or­ches­ters, sogar die Programme hat man abgestimmt. Der gemeinsame Nenner: Maurice Maeterlincks tristaneske Mär von «Pelléas et Mélisande». Daniel Barenboim dirigiert in der Philharmonie die berühmte Sinfonische Dichtung, die Schönberg, von Richard Strauss angeregt, im Winter 1902/03 schrieb.

Derweil steht Simon Rattle zum ersten Mal am Pult der Lindenoper, um Claude Debussys 1902 uraufgeführtes fünfaktiges drame lyrique zu leiten – in der zauberhaft-poetischen, spartanisch-strengen Inszenierung von Ruth Berghaus aus dem Jahr 1991. Ein Herzensstück.
Sir Simon läuft mit Barenboims Kapelle zu Hochform auf. Keine Klangathletik, kein demonstratives Gestikulieren, kein Ausdruckszwang. Die Musik fließt wie von selbst, in pentatonischen Bahnen, über Ganztonskalen, um unerlöste Akkorde strudelnd, geheimnisvoll, ätherisch. Sie ist ganz bei sich. Rattle lässt die Musiker im Graben einfach kommen, vertraut auf ihre Erfahrung, muss niemandem erklären, was es mit Debussys einzigem vollendeten Bühnenwerk auf sich hat. Die vagierenden Klänge gewinnen natürliche Plastizität, man spürt in ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2008
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 48
von Albrecht Thiemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Magische Monaden

Bezaubernd schön ist dieses Bild nicht. Eher bestürzend, tragikomisch. Aber es ist ein wichtiges, ein wesentliches Bild. Weil es in seiner vorgeblichen Trivialität poetische, bedrohliche Sprengkraft birgt, weil es so viel (aus)sagt über die genialische Kunst Achim Freyers, Musik und Geschichte in einen Rahmen zu setzen, in dem sie aufgehoben sind, ohne einander...

Alter Meister

Die Unterwelt des Bewusstseins, ihr rätselhaft Abgründiges und Monströses, hat Harrison Birtwistle schon immer fasziniert. Zumal in den Bühnenwerken findet die Vorliebe des 73-jährigen Doyens der britischen Komponistenszene beredten Ausdruck. Gleich der (vor vier Jahrzehnten in Aldeburgh uraufgeführte) Erstling steckte ein Terrain ab, das auf der Nachtseite der...

Rameau: Dardanus

Trier liegt nur einen Katzensprung von Frankreich entfernt, und doch dauerte es nach der Gründung des Theaters 206 Jahre, bevor erstmals eine Oper von Jean-Philippe Rameau aufgeführt wurde. Mit «Dardanus» kam die Renaissance des französischen ­Barock-Kom­ponisten nun auch in der unmittelbaren Nachbarschaft an. Gespielt wurde eine Mischfassung aus Rameaus diversen...