Das große Dilemma
Fällt der Name Salzburg, so assoziiert fast jedermann die «Mozart-Stadt»; und ebenso selbstverständlich firmieren Bonn als «Beethoven-Stadt», Frankfurt als «Goethe-Stadt». Geburtsorte von Prominenten stiften lokale Identität, metaphysisch überhöht. Das Charisma des Genies adelt, ja heiligt die triviale Stätte, macht sie zur irdischen Station des Ewigen, gar zum Bethlehem der Kunstreligion. Leipzig wiederum wurde zur Stadt Bachs, weil dieser dort 27 Jahre als Thomaskantor wirkte; seinen Ruhm verdankt er freilich seinem Rang als Komponist, keineswegs seiner Funktion als Chordirigent.
Doch eigentlich könnte sich Leipzig genauso gut im Glanz der «Wagner-Stadt» sonnen. Denn ebendort wurde Richard Wagner 1813 geboren. Nur: Geliebt hat er seine Vaterstadt nicht, verbunden fühlte er sich ihr kaum. Gewiss, er hat sie sporadisch immer wieder einmal besucht; aber insgeheim war sie ihm wohl eher ein Feindbild. Dass er seine Helden sinnieren lässt, wer sie sind, woher sie kommen, von wem sie abstammen, ließe sich immerhin im Licht der Gerüchte über seine wie auch immer zweifelhafte Herkunft deuten: Gerade Revolutionäre und Usurpatoren tendieren nicht selten dazu, ihre bescheidenen bis dubiosen ...
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Sie sind zur Zeit gewissermaßen von Ihren Namensvettern umstellt: Vor Ihrem Partiedebüt mit dem Don Carlo di Vargas in «La forza del destino» im März an der Wiener Staatsoper sangen Sie im «Don Carlos» in Valencia den Rodrigo, Marchese di Posa: zwei ziemlich gegensätzliche Charaktere. Welcher der beiden ist Ihrem Herzen näher?
Haben Sie mehrere Kinder? Welches...
Bezaubernd schön ist dieses Bild nicht. Eher bestürzend, tragikomisch. Aber es ist ein wichtiges, ein wesentliches Bild. Weil es in seiner vorgeblichen Trivialität poetische, bedrohliche Sprengkraft birgt, weil es so viel (aus)sagt über die genialische Kunst Achim Freyers, Musik und Geschichte in einen Rahmen zu setzen, in dem sie aufgehoben sind, ohne einander...
«Ringe» allerorten. Wenn einer darunter sich apolitisch gibt, dann der an der Opéra national du Rhin. David McVicars Wagner-Deutung überführt die Mythologie im Ambiente von Rae Smiths schrundigen Wänden samt urig-knorriger Esche und metallschicken Designer-Bergeshöhen in eine zeitlose Auslegung der menschlichen Tragödie. Auf den ersten Blick fällt «Die Walküre»...