Cong Su: Cuba libre
Guy Montavons zweiter Kompositionsauftrag für sein neues Haus heißt ambitioniert: «Cuba libre». Das Resultat hat aber mehr mit einem abgestandenen Cocktail als mit Freiheit in der Karibik zu tun. Denn die «Neue Welt Musik», die der Filmkomponist Cong Su schreiben wollte, ist allenfalls eine beliebige Allerweltsmusik. Sie gerät nicht nur wegen der verwendeten Mikroports in Musical-Nähe, «traut» sich die Vorzüge dieses Genres dann aber doch nicht zu nutzen.
Vor allem das Gemisch aus Klischeezitaten, das als «Entlarvungs-Sound» bedeutend tut, bleibt so platt wie sein Vorbild: marschierend skandierende Chöre, die dem Revolutionsführer zujubeln. Dann die Demonstration für ein «freies Kuba», zu der die abtrünnige Castro-Tochter Alina ihre Spitzentöne beisteuert. Dazu kommt eine unsäglich zwischen Zotenreimerei und kitschverdächtigem Pathos stecken bleibende Textgrundlage. Dabei hat es die Vorlage, aus der Daniel Call das Libretto destillierte, durchaus in sich. Reinaldo Arenas’ Autobiografie «Bevor es Nacht wird» berichtet nämlich von einem Lebensscheitern in tragischem Format: Zunächst auf Castros Seite, wurde der 1943 geborene Kubaner als kritischer Schriftsteller und ...
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Venedigs neuer «Parsifal» stand zweifach im Zeichen der Trauer. Das Publikum gedachte Marcello Viottis, des kürzlich verstorbenen Musikchefs des Hauses, der die Produktion musikalisch leiten sollte. Zuvor hatten Gewerkschaftssprecher einen Appell verlesen, der die dramatischen Subventionskürzungen im Kulturbereich zum Thema hatte: Die Opernsituation Italiens sei...