Bürgeroper im Westentaschenformat

So geht es also auch! Während anderswo Theater geschlossen oder kaputt­gespart, Orchester aufgelöst werden, schaffen sich in einer westfälischen Kleinstadt (zirka achtzigtausend Einwohner), die zwar über ein schmuckes Stadttheater (Baujahr 1908), nicht aber über ein eigenes Ensemble verfügt, Bürger ihre Oper selbst: Ohne städtische Subventionen, mit geringfügiger staatlicher Unterstützung (Kunststiftung NRW), aber getragen von einem Großeinsatz privater Sponsoren und Mäzene, hat der Mindener Richard-Wagner-Verband jetzt eine «Tannhäuser»-Produktion auf die Beine gestellt, die de

m Beobachter aus der Hauptstadt Respekt abnötigt.
Der Begriff «Bürgeroper» ist hier in mehrfachem Sinne angebracht, denn Mindener Bürger sind nicht nur Produzenten und Konsumenten, sondern (als Kleindarsteller) auch Mitwirkende. Die Sängerin des Hirten ist eine in Minden lebende Gesangspädagogin, die vier Edelknaben sind Stipendiaten des Wagner-Verbandes. Eine der neun im Voraus ausverkauften Vorstellungen ist für die Schüler der Stadt reserviert, die vorab an Einführungen ins Werk und an Proben teilnehmen konnten.
So ungewöhnlich wie die Produk­tionsvoraussetzungen ist auch die künstlerische Umsetzung. Denn ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2005
Rubrik: Magazin, Seite 30
von Ekkehard Pluta

Vergriffen
Weitere Beiträge
Historische Akustik

Judith Szédelyi leitet in der ungarischen Gemeinde Fertöd die Verwaltung des Schlosses Esterháza. Im April 2005 hat der junge Dirigent Marton Rácz die künstlerische Leitung der Konzerte auf Schloss Esterháza übernommen. Seit 1998 ist er Musikchef und Dirigent des Niederländisch Ungarischen Festivals für Alte Musik in Budapest.

In Esterháza hat Joseph Haydn vor mehr...

Wagner: Das Rheingold

Es ist noch kein Menschenalter her, da hielt man es in Bayreuth hochnäsig für ein Wagnis, wenn das Städtebund­the­ater Hof eine Oper stemmte. Inzwischen sind die Hofer bei Richard Wagner angekommen – und zwar achtbar. Intendant Uwe Drechsel lässt das «Rheingold» mit zeitgemäß scheinenden Videosequenzen beginnen, doch inhaltlich lernt man bei Wassertropfen in...

Stationendrama oder Traumspiel?

Vielleicht ist «La forza del destino» – obgleich nach dem spanischen Drama «Don Álvaro, o la fuerza del sino» von 1835 komponiert – Verdis radikalste Shakespeare-Oper: Einheit von Ort und Zeit sind aufgebrochen wie nie im Werk dieses immer wieder nach neuen Lösungen suchenden Komponisten. Dralle, burleske Massenszenen wechseln mit hohem tragischen Ton; inbrünstiges...