Stürmische Intensität
Er ist ein Außenseiter. Von der Dorfgemeinschaft misstrauisch beäugt. Auch wenn Peter Grimes am Anfang das Zentrum bildet auf der Bühne des Mannheimer Nationaltheaters. Es besteht kein Zweifel, dass er gegen das Wüten der anderen am Ende keine Chance haben wird. Zwar wird Brittens verstrickter Schmerzensmann aus Mangel an Beweisen freigesprochen, doch für die Fischer steht fest, dass er sich etwas hat zuschulden kommen lassen. Sie nehmen die Verurteilung selbst in die Hand: Bald wird das Wort «Mörder» in roten Lettern an die Wand gesprayt.
Regisseur Markus Dietz bleibt in seiner Inszenierung nahe an der Geschichte. Was genau vorgefallen ist, ob Grimes für den Tod seiner jungen Gehilfen verantwortlich ist, sie womöglich misshandelt hat, bleibt offen, die Charakterisierung der Figur mehrdeutig. Es geht um Grundfragen, die gerade heute, vor dem Hintergrund öffentlicher Debatten um sexuelle Gewalt, brennend aktuell sind – und die schon Montagu Slaters famoses Libretto aufwirft: Darf man für diesen zu Tätlichkeiten neigenden, vom Mob gehetzten Typen Sympathie empfinden? Es sind solche Fragen, die Markus Dietz in starken Bildern ausbreitet. Ines Nadler taucht die Bühne in eine mystische ...
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Opernwelt Dezember 2019
Rubrik: Panorama, Seite
39
von Jesper Klein