Bolschoi & Co. entdecken Mozart
Mozart-Opern spielten in Moskau lange Zeit überhaupt keine Rolle. Erst mit dem aktuellen Mozart-Jahr scheint dieser weiße Fleck allmählich zu verschwinden. So gibt es gleich zwei verschiedene Deutungen der «Zauberflöte» zu besichtigen. Das Bolschoi Theater zeigt eine Inszenierung von Graham Vick. Er präsentiert eine amüsante, stilvolle und lebendige Deutung voller Anspielungen auf die Moskauer Realität. In die Tiefen des Werks vorzudringen hatte sich Vick aber offensichtlich nicht vorgenommen. Gesungen wurde passabel, aber nicht sehr textverständlich.
Dirigent Stuart Bedford leitete die Aufführung akademisch, ohne eigene Gestaltung. Die meist russischen Sänger offenbarten verschiedene Akzenthärten, der Österreicher Florian Bösch fühlte sich in der Rolle des Papageno als Superstar und glaubte deshalb, sich jede Geschmacklosigkeit leisten zu können.
In der Neuen Oper setzte sich Achim Freyer einmal mehr mit der «Zauberflöte» auseinander. Hinter der Fassade ausgelassener, lustiger und sogar übermütiger Betriebsamkeit (die Dialoge wurden in russischer Sprache gegeben) verbarg sich ein düsterer, pessimistischer Gehalt. Hier war in jeder Szene die Hand eines großen Künstlers zu spüren. ...
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Muss das Musikfestival im südfranzösischen Aix-en-Provence unbedingt einen «Ring des Nibelungen» schmieden? Wotan im südlichen Licht? Alberich aus dem Luberongebirge? Die Rheintöchter aus der Rhône? Immerhin gab es schon einmal einen «Ring» im antiken Theater in Orange (Regie: Jean-Claude Riber, Dirigent: Marek Janowski): sehr imponierend, die germanischen Götter...
Die Buh-Rufe waren berechtigt: Calixto Bieito hatte Strawinskys «Rake» beim Festival im nordwestspanischen La Coruña als harmlose Kinderspielzeug-Version angerichtet: ein riesiges Gummi-Disneyworld, das knatschbunt selbst den Orchestergraben und das Proszenium umfasste. Hier ein bisschen Ritterburg mit Türmchen, da ein paar phallische Pilze, hier ein Kissen,...
Die Bühne ist leer. Kein Thron, kein Schloss, kein Wald. Nur dieser große, dunkle Kasten, mit einem leeren Podest in der Mitte. Von der Seite fahren manchmal Paneele auf die Szene, geräuschlos, wie von Geisterhand geführt. Abstrakte Schutzschilder, hinter denen bald Macbeth und die Lady, bald Duncan, Banquo oder Macduff auftauchen und wieder verschwinden....