Bitte nicht stören!
Der erwartete und von manchem erhoffte Skandal blieb aus. Der katalanische Regie-Berserker Calixto Bieito ist wohl zu sehr Katholik, um sich an einem Werk wie den «Gesprächen der Karmelitinnen» zu versündigen. Mit einer gewissen Demut nähert er sich dem Stück, das er sich für seine vierte Inszenierung an der Komischen Oper selbst ausgesucht hat. Er legt es zunächst wie ein szenisches Oratorium an, in eher zögerlichen Schritten entsteht Theater. Das Kloster ist für ihn Metapher für den Körper, in dem wir eingeschlossen sind.
Das Einheitsbühnenbild von Rebecca Ringst ist ein Baugerüst, in dem 48 in vier vierstöckigen Reihen angeordnete Eisenbetten stehen. Die Nonnen tragen Alltagskleidung. Es gibt keine Hinweise auf die historische Zeit der Handlung.
Solche Abstrahierung und Stilisierung tut dem Stück gut und erleichtert denjenigen Zuschauern, die mit Religion nicht viel anzufangen wissen, den Zugang zu der Geschichte, in der die inneren Handlungen wichtiger sind als die äußeren, in der es auch weniger um den Glauben geht als um die Angst («Die begnadete Angst» ist der deutsche Titel des zugrunde liegenden Romans von Georges Bernanos). Auch in der Personenführung hat sich Bieito ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Ekkehard Pluta
An Ausgrabungen auf dem Gebiet der romantischen Belcanto-Oper hat es in den letzten Jahrzehnten wahrlich nicht gefehlt. Keine der etwa 80 Opern Gaetano Donizettis ist gänzlich unbeachtet geblieben, Saverio Mercadante und Giovanni Pacini sind heute jedem ernsthaften Opernfreund ein Begriff und zahlreiche vorher namenlose Kleinmeister wieder ins Gedächtnis...
In Gotha steht, eingebaut in den Westturm von Schloss Friedenstein, das älteste Barocktheater der Welt, dessen originale Bühnenmaschinerie nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten wieder weitgehend funktionsfähig ist. Zwar sind die technischen Voraussetzungen für Versenkungen und Flugmaschinen noch nicht geschaffen, aber die Hauptattraktion, die Verwandlung der...
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