Bildnis des Künstlers als jünger werdender Mann
Unsere Erinnerungen, die am tiefsten uns eingeprägten nicht ausgenommen, sind an sich unbewusst…Was wir unseren Charakter nennen, beruht ja auf den Erinnerungsspuren unserer Eindrücke, und zwar sind gerade die Eindrücke, die am stärksten auf uns gewirkt haben, die unserer ersten Jugend, solche, die fast nie bewusst werden.
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Dieses Sigmund-Freud-Zitat, Michael Gielens Erinnerungen «Unbedingt Musik» vorangestellt, könnte auch als Motto für Hans Neuenfels’ «Bastardbuch» gelten – und dies gerade, weil beide alles andere als Gründler im Seelentümpel sind, vielmehr kritisch-rational, aufklärerisch eben, über sich und die Welt nachdenken. Doch nicht nur die Bezugsfigur Freud vereint den Musiker mit dem Regisseur, für den zusätzlich noch der unorthodoxe Psychoanalytiker Georg Groddeck bedeutsam wurde, sondern eine weitere Parallele: Gielens Vater war mit dem Surrealisten Max Ernst befreundet, der ihm 1929 das Bild «Mondlandschaft» schenkte, das ihn auch in die Emigration nach Buenos Aires begleitete; der junge Neuenfels war von Ernsts «2 enfants sont menacés par un rossignol» (1924) fasziniert, wurde schließlich sogar Ernsts Sekretär in Paris. Die verlockend-verwirrenden ...
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Opernwelt Jahrbuch 2012
Rubrik: Bilanz, Seite 118
von Gerhard R. Koch
Am 30. September 1978 brachte die Komische Oper Ostberlin die Kinderoper «Das Land Bum-Bum» von Rainer Kirsch (Libretto) und Georg Katzer (Musik) zur Uraufführung. Es geht darin um den «Lustigen Musikanten» Karl, der auf der Jagd nach seinem entflogenen Hut in das Land Bum-Bum gelangt, wo die Bewohner mit den Ohren essen, aber keine lustigen Lieder singen und das...
Am Ende löst sich alles in jubelnde Freude auf: «Ach, keiner kann erahnen, / wie glücklich ich bin», singt Amina auf eine hinreißend schwungvolle Melodie zu pulsierender Orchesterbegleitung, die anderen stimmen ein – Aminas Ziehmutter Teresa, ihr Verlobter Elvino, der Conte Rodolfo und der Bauer Alessio sowie der Chor der Landleute. Das Finale von Vincenzo Bellinis...
Als Verdi nach der römischen Erstaufführung des «Falstaff» im April 1893 auf einem Bankett geehrt wurde, soll der Achtzigjährige mit kaum überhörbarem Understatement den Ehrentitel eines «musicista», eines «Komponisten», zurückgewiesen und sich bescheiden als «uomo di teatro», als «Mann des Theaters», bezeichnet haben. Diese Äußerung gehört zu den Strategien seiner...