Bildnis des Künstlers als jünger werdender Mann
Unsere Erinnerungen, die am tiefsten uns eingeprägten nicht ausgenommen, sind an sich unbewusst…Was wir unseren Charakter nennen, beruht ja auf den Erinnerungsspuren unserer Eindrücke, und zwar sind gerade die Eindrücke, die am stärksten auf uns gewirkt haben, die unserer ersten Jugend, solche, die fast nie bewusst werden.
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Dieses Sigmund-Freud-Zitat, Michael Gielens Erinnerungen «Unbedingt Musik» vorangestellt, könnte auch als Motto für Hans Neuenfels’ «Bastardbuch» gelten – und dies gerade, weil beide alles andere als Gründler im Seelentümpel sind, vielmehr kritisch-rational, aufklärerisch eben, über sich und die Welt nachdenken. Doch nicht nur die Bezugsfigur Freud vereint den Musiker mit dem Regisseur, für den zusätzlich noch der unorthodoxe Psychoanalytiker Georg Groddeck bedeutsam wurde, sondern eine weitere Parallele: Gielens Vater war mit dem Surrealisten Max Ernst befreundet, der ihm 1929 das Bild «Mondlandschaft» schenkte, das ihn auch in die Emigration nach Buenos Aires begleitete; der junge Neuenfels war von Ernsts «2 enfants sont menacés par un rossignol» (1924) fasziniert, wurde schließlich sogar Ernsts Sekretär in Paris. Die verlockend-verwirrenden ...
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Opernwelt Jahrbuch 2012
Rubrik: Bilanz, Seite 118
von Gerhard R. Koch
Was heut gehet müde unter,
Hebt sich morgen neu geboren.
Manches geht in Nacht verloren –
Hüte dich, sei wach und munter.
Diese Verse aus Eichendorffs «Zwielicht», von Robert Schumann im «Liederkreis» op. 39 vertont, könnten auch die Problematik der alternden Sängerstimme beschreiben. Dietrich Fischer-Dieskau hat den Zyklus nach Gedichten von Eichendorff 1985...
Frau Kammersängerin, in Ihren Memoiren...
Ludwig: ... hab ich nichts über Verdi geschrieben, oder?
Doch, doch: Es gibt eineinhalb Seiten über ihn. Sie schreiben, dass Sie die Lady Macbeth mit Zinka Milanov gelernt haben. Da würde ich gern wissen: Was genau haben Sie von ihr gelernt?
Ludwig: Na ja, ich hab die Lady zugesagt, weil ich den Ruf hatte, immer Partien...
Will man die künstlerische Entwicklung und Leistung der Kölner Oper während der letzten drei Spielzeiten einschätzen, sollte man sich zunächst noch einmal die Ausgangslage, also ihren Zustand zu Beginn der Saison 2009/10 vergegenwärtigen: ein nach jahrzehntelanger Vernachlässigung baufälliges Haus, ein Programm ohne Profil, ein von grauem Mittelmaß vergraultes...