Berg: Wozzeck
Ein starkes Stück. Auch wenn man es mit traditionellen Mitteln auf die Bühne bringt. Wie jetzt in Lübeck, wo Regisseur Marc Adam dem Werk keinerlei Gewalt antat, sondern – konzentriert auf die Darsteller und ihre Körpersprache – Bergs «Wozzeck» als Tragödie der Beziehungslosigkeit unter den Menschen entwickelte. Der fast requisitenfreie, leere Raum als Ort, wo die Menschen sich zwar begegnen, aber doch aneinander vorbeileben. Wo Bindungsversuche, gleich welcher Art, zum Scheitern verurteilt sind.
Wo auch das kleine Stückchen Geborgenheit, das man erreicht hat (Maries Stube wird dafür zur szenischen Metapher), wieder verloren geht: «Der Mensch ist ein Abgrund.»
Adams Inszenierung ist einfach, eingängig, beschränkt sich dennoch nicht auf realistisches Nacherzählen. Immer wieder wird eine zweite Sinnebene mitgedacht und mitgezeigt – sei es durch das Bataillon von Funkenmariechen, das der weibergeile Tambourmajor anführt, sei es durch den plötzlichen Wechsel ins Schattenspiel, das die Krise in der Beziehung zwischen Marie und Wozzeck optisch verdeutlicht, oder durch den unheimlichen Lemurentanz in der Schenke nach Mariens Tod. Facettenreich und trotzdem geradlinig wird das düstere ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Über die Station South Kensington auf der Piccadilly Line, ein paar Halts von Covent Garden entfernt, erreicht man das Victoria&Albert-Museum. Ein Besuch der dort gegenwärtig präsentierten Ausstellung «Modernism – Designing a New World» lohnt sich. Auch im Zusammenhang mit der neuen «Götterdämmerung» an Covent Garden – nicht nur, weil man in Siegfrieds Rheinfahrt...
Der Beginn gehört Brünnhilde allein. Leise, auf Zehenspitzen stiehlt sie sich im Dunkel der Nacht zwischen den vier turmhohen, fast schon leer geräumten Regalen einer in Auflösung begriffenen Bibliothek hindurch und beginnt zu lesen, noch bevor im Orchestergraben die Tiefen des Rheins überhaupt zu sprudeln beginnen und der urzeitliche Mahlstrom die ersten...
Neue Recitals, Musik von der Hochrenaissance bis zur Gegenwart, ein Hörbilderbuch europäischer Musikgeschichte. Wobei die interessantesten Aufnahmen aus dem ersten Drittel dieser Zeitspanne kommen. Äußerst erfreulich sind ja die Versuche, diese Epoche auf Schallplatte immer vollständiger aufzuarbeiten, hat sie doch in der spannungsreichen Entwicklung...