Belastungsstörung im Salon

«Aida» II: Tatjana Gürbaca zeigt in Zürich halluzinierende Figuren; Fabio Luisi setzt vor allem laute Akzente

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Verdis «Aida» ist eine Ikone des ­sogenannten «Regietheaters». Seit Wieland Wagner 1961 haben Regisseure wie Hans Neuenfels, Peter Konwitschny, Calixto Bieito oder Robert Wilson versucht, in diesem sperrigen Werk einen Sinn jenseits der monumentalen Oberfläche zu finden. Auch wer nicht gerade ein Moratorium für diese Oper fordern mag, darf die Frage stellen: Kann man diesen Deutungen noch neue Aspekte hinzufügen? Tatjana Gürbaca, die «Regisseurin des Jahres» 2013, kann. Wenn auch eher im Detail als in der großen Linie.



In ihrer Inszenierung muss Aida als Putzfrau schrubben – wie einst 1981 bei Neuenfels. Und wesentliche Teile der Triumphszene sind auf die Hinterbühne verbannt – wie in Konwitschnys Grazer Inszenierung von 1994. Bei Gürbaca erscheint der «Reichsparteitag» von Theben jedoch nicht als Staffage, sondern als «Projektionsraum»: Klaus Grünbergs Bühnenbild wird von breiten Sitzgruppen einer Designerwohnung dominiert, einschließlich obligatorischem Fernseher und Spirituosentisch. Tüllvorhänge trennen zunächst den Ort des privaten Dramas von den öffentlichen ­Aktionen, wobei in der Schwebe bleibt, wie «real» diese sind oder ob sie nur von den Solisten imaginiert werden.

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Opernwelt April 2014
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Anselm Gerhard

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55. Jahrgang, Nr 4
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