Beethovens Schwestern
Zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens in diesem Jahr hatte man sich in seiner Geburtsstadt Bonn ein besonderes Präsent ausgedacht: Das Beethoven Orchester wollte Ende April unter seinem Chefdirigenten Dirk Kaftan die «10. Sinfonie» des Meisters zur Uraufführung bringen, von der es lediglich einige Kompositionsskizzen gibt. Die Idee des Projekts ist, das ungeschriebene Werk von einer Künstlichen Intelligenz (kurz: KI) komponieren zu lassen.
Ob Beethoven sich über ein solches Geschenk gefreut hätte? Vermutlich hätte es einen revolutionären Geist wie den seinen schon gereizt, solche Technologien auszuprobieren. Auf jeden Fall ist das wegen der Corona-Epidemie bis auf Weiteres verschobene Konzert ein guter Anlass, darüber nachzudenken, was KI-Kompositionen für die Kunstmusik und die Zukunft des Musiktheaters bedeuten.
I. Emmy
Die wechselvolle Geschichte zwischen Künstlicher Intelligenz und Musik reicht bis in die Anfänge der Computermusik Mitte des 20. Jahrhunderts zurück. Um besser verstehen zu können, warum heute KI-Kompositionen so viel Aufsehen erregen, ist eine Kontrastfolie hilfreich – etwa die Arbeiten des amerikanischen Komponisten David Cope, der bereits 2001 «Beethovens ...
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Opernwelt September/Oktober 2020
Rubrik: Essay, Seite 54
von Harry Lehmann
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Herr Cencic, was macht Ihnen mehr Angst – eine Infektion oder die Situation der Kulturszene?
Ich habe keine Angst vor einer Infektion. Wenn es einen erwischt, dann hat man halt Pech gehabt. Ich würde es natürlich nicht gern sehen, dass wir diese Ausnahmesituation bis September haben. Die Maßnahmen sind notwendig, ganz klar. An sich finde ich die Einschränkungen...
Ganz allein sitzt er da. Einen Tisch, ein Glas Wasser, ein paar fliegende Notizen, den Laptop (sein elektronisches Archiv), eine Leinwand über dem Kopf – mehr braucht Alexander Kluge nicht, um in dem noch abgedunkelten «Elektra»-Raum ein komplettes Zentennium in Schwingung zu versetzen. Ach was, Millennien durchmisst er binnen einer guten Stunde – und die kosmische...