Bärendienst
In letzter Zeit findet Händels 1713 uraufgeführter «Teseo» verstärkt Interesse an deutschen Bühnen: Nachdem eine (auf DVD erhältliche) Tourneeproduktion in der Regie von Axel Köhler und vor allem die Aufführung an der Komischen Oper Berlin (2008) das dramatische Potenzial von Händels Version des Medea-Stoffes ausgelotet hatten, wagte sich im Mai dieses Jahres die Stuttgarter Oper an das Stück. Den Kritiken nach mit achtbarem Erfolg. Dass dieser vom SWR aufgenommene «Teseo» nun auf CD erscheint, erscheint allerdings etwas übertrieben.
Den Beteiligten wird durch die Aufnahme – wie oft in solchen Fällen – ein Bärendienst erwiesen: Ihre im Zusammenhang mit einer szenischen Darstellung sicherlich überzeugenden Leistungen sind als reines Hörprodukt schlichtweg nicht konkurrenzfähig. Das gilt selbst für die bei der Premiere enthusiastisch gefeierte Medea von Helene Schneiderman. Ihr «Morirò» im fünften Akt hat zwar die nötige dramatische Wucht, klingt aber eher wie der gestalterische Rohentwurf einer in Ehren gealterten Mezzosopranistin. Maßstäbe hat hier zuletzt Joyce DiDonato gesetzt: mit einem Medea-Rollenquerschnitt auf ihrem «Furore»-Album (Virgin).
Wie viel zarte Gefühle und tiefe ...
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Er zählte zu den Begründern und prominentesten Vertretern der europäischen Klangkunst. Seine Installationen und live-elektronischen Musik-Performances wurden weltweit präsentiert. Seit 1995 hatte Julius eine Gastprofessur an der Hochschule der Künste in Bremen inne, 2005 wurde er mit dem Hannah-Höch-Preis ausgezeichnet.