Aus der Sprechblase
Konzertante Opern sind zwar nicht jedermanns Sache, aber eine durchaus gängige Variante. Bei Operetten ist der Verzicht auf die szenische Aufbereitung dagegen ungewöhnlich. Dass es trotzdem funktionieren kann, beweist Charlie Degottes Einrichtung von Offenbachs «Schöner Helena» unter großzügiger Amtshilfe von Orpheus in der Unterwelt und der Großherzogin von Gerolstein.
Das hat mit einer unkonventionellen Idee des Brüsseler Regisseurs (und Sohns eines berühmten belgischen Comic-Zeichners) zu tun: Rahmenhandlung und Dialoge erscheinen als pfiffige, ironische «Bande dessinée»-Sprechblasen hinter den Sängern, die wie bei einem normalen Konzert samt Notenpulten am Bühnenrand stehen. Das verleiht der Chose eine surrealistische Note, von Ferne grüßt unübersehbar Degottes Landsmann René Magritte. Es wird mit reichlich Augenzwinkern agiert, manchmal fast pantomimisch, und die auch schauspielerisch gewieften Solisten entwickeln mit wenigen Gesten und Bewegungen aus dem Stehtheater eine überaus lebendige Handlung.
Dazu hat Dirigent Patrick Davin für die Übergänge kleine, hübsche, ironisch angehauchte Klavierbegleitungen aus Offenbach-Motiven arrangiert. Dabei verbinden sich aktuelle ...
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