Auf gehobenem Niveau verfehlt

Das «Traumpaar» Roberto Alagna/Angela Gheorghiu verabschiedet sich mit Mascagnis «L’amico Fritz»

«Ich habe viele, viele, sehr viele schlechte Libretti in meinem Leben gelesen, doch ich habe noch nie ein so idiotisches Libretto wie dieses gelesen. Die Musik wird auf jeden Fall wunderschön sein», schrieb der alte Giuseppe Verdi an Giulio Ricordi über Mascagnis «L’amico Fritz». Und er stand mit diesem Urteil nicht allein.

Man fragte sich damals allgemein, ob die im Elsaß spielende, auf dem Sprechtheater erfolgreiche Geschichte des reichen Gutsbesitzers und Hagestolzes Fritz, der durch die listenreiche Vermittlung des Rabbiners David in Liebe zu Suzel, der Tochter seines Verwalters, entbrennt, wirklich ein taugliches Sujet für eine Oper sei. Bei der Premiere in Rom am 31. Oktober 1891 erübrigte sich diese Frage durch die Gesangskunst der Protagonisten Fernando de Lucia und Emma Calvé. Er war der herausragende Vertreter der alten Belcanto-Schule, sie eine Darstellerin mit magischer Bühnenausstrahlung, die vor allem als Carmen große Erfolge hatte.

Auch später wurde das Stück nur dann auf den Spielplan gesetzt, wenn ein erstklassiger lyrischer Tenor und eine bezaubernde Suzel zur Verfügung standen. Das sogenannte «Kirschenduett» im zweiten Akt erfreut sich, auch losgelöst von der ...

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Opernwelt Februar 2010
Rubrik: Medien/CDs/DVDs, Seite 30
von Ekkehard Pluta

Vergriffen
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