Auf dem Laufsteg
Das Ereignis ist historisch, die Geschichte sicher nicht. Menschen treffen sich – mehr oder minder zufällig – im Kurhotel, um abzureisen. Zur Königskrönung von Karl X. nach Reims, 1825. So mancher Unbill, eine umgestürzte Kutsche und zu wenig Pferde, werden sie schließlich davon abhalten. Und so bleiben sie in Plombières und feiern. Und singen dort einen Toast auf den neuen Monarchen, auch wenn dieser vitaler Vertreter der Reaktion sein mag. In der Musik von Gioacchino Rossini kommt solches ohnedies nur sehr ambivalent zum Ausdruck.
Ein Stück zwischen den Zeiten, auch wenn das der Komponist und sein Librettist Giuseppe Luigi Balloco zur Entstehungszeit allenfalls ahnen konnten.
Ein Stück jenseits des populären Opernrepertoires. «Il viaggio a Reims – Die Reise nach Reims», erst 1951 wiederentdeckt, wird nie ein Publikumsreißer werden. Was den Charme des «heiteren Dramas in einem Akt» ausmacht, ist die musikalische Personencharakterisierung (weit über die Hälfte der Musiknummern sind Auftrittsnummern, aber was für welche) gespickt mit virtuoser Gesangsakrobatik und leidenschaftlichem Schöngesang – alles nur mit einem Zweck: maximalen Raum für den Affekt, den
Gefühlsausdruck zu ...
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Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Festivals II / Panorama, Seite 58
von Birgit Pauls
Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) gehörte zweifellos zu den vielseitigsten Komponisten seiner Generation. Auf 185 Werke kommt der Dresdner Musikhistoriker Wolfgang Mende. Allein 26 Sinfonien und 17 Streichquartette hat Weinberg hinterlassen, als er, der 1939 von den NS-Invasoren aus Warschau vertriebene Spross einer jüdischen Musikerfamilie, nach langer Krankheit und...
Flügelhelm gerade gerückt, Speer herausgestreckt, dann energisch aufs Opfer zugeschritten: «Hojotoho», entfährt es der aufstampfenden Aminta. Sir Morosus zuckt zusammen. Was natürlich alles nicht in der Partitur steht. Ebenso wenig wie Amintas sieben Monate währende Schwangerschaft. Doch eine vorgeblich Schüchterne, die auch noch anderes in die fingierte Ehe...
Alfred Kerr umschrieb Hofmannsthals Schauspiel «Elektra» als «Blutraserei mit Stil». Mit der Musik von Richard Strauss wandelte sich das Ganze zum eruptiven, expressionistischen Racheschrei. Ganz glücklich schien der Komponist mit dem zuweilen orgiastisch auftrumpfenden Riesenorchester nicht gewesen zu sein. «Meine Überzeugung ist, dass in Zukunft das allein...