Apropos... Klangrede
Auf der Opernbühne trifft man Sie selten an, Herr Boesch. Woran liegt’s?
Erstens bin ich ein begeisterter Familienvater. Mein eigener war Opernsänger – und viel zu selten zu Hause. Das war für mich keine Option.
Und zweitens?
Bin ich eine totale Mimose. Ich leide unter schlechtem Musiktheater mehr als irgendwer sonst, den ich kenne. Das heißt nicht, dass ich mit Oper grundsätzlich nichts anfangen kann. Ich wähle nur irrsinnig genau aus, was ich mache – und mit wem.
Mit Claus Guth arbeite ich zum Beispiel so gern, weil er die Werke ernst nimmt und zugleich gewissermaßen neu erfindet.
In erster Linie sind Sie Liedsänger. Den Job gibt’s doch eigentlich gar nicht.
Ich hab’s von langer Hand drauf angelegt. Genau wie im Theater muss man sich raufdienen. Bloß fängt man kleiner an, als die meisten sich das vorstellen können. Ich habe jahrelang sozusagen auf jedem Misthaufen einen Liederabend gegeben, wenn man mich nur gelassen hat. Oft für kein oder unfassbar wenig Geld. Es hat mich viel gekostet, an diesen Punkt zu kommen.
Nicht nur Ihr Vater Christian war Sänger, sondern auch Ihre Großmutter Ruthilde. Wann war klar, dass Sie die Familientradition fortsetzen?
Das war überhaupt nicht klar! Es ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Magazin, Seite 79
von Wiebke Roloff
Kein Vorspiel, kein Vorhang. Nur jede Menge Bretter, die die Welt bedeuten. Es handelt sich um Dachlatten, schon ziemlich abgenutzte Secondhand-Exemplare, schwärzlich oder bräunlich, marode und verwittert, aus denen das überschaubare Reich des König Lear zusammengenagelt worden ist. Latte für Latte bilden sie einen schmalen Korridor. Viel Platz haben sie also...
Mit etwa 25 Millionen Euro ist das Teatro Lirico in CAGLIARI verschuldet. Schon seit einigen Jahren lebt die Kompanie von der Hand in den Mund. Ist man ausnahmsweise mal flüssig, wird zunächst das fest angestellte Personal bedient. Andere Kräfte, zumal auswärtige, müssen sich gedulden, drohen am Ende gar leer auszugehen. So warten einige Solisten und...
Die Klassiker sind einfach nicht wegzudenken aus dem Repertoire. Das gilt auch für Rossinis exakt 200 Jahre alten «Barbier von Sevilla», der selbst angesichts einer Schwemme von Ausgrabungen, die inzwischen noch das obskurste Werk des italienischen Komponisten aus der Versenkung gespült hat, immer seine beliebteste Oper sein dürfte. Und bei einer schlagenden...