Apropos... Dramaturgie

An der Münchner Theaterakademie August Everding werden angehende Vor- und Mitdenker des Musiktheaters zum Master ausgebildet. Leute wie Kornelius Paede, der gerade eine Neuproduktion von Jonathan Doves «Flight» am Prinz­regententheater betreut. Opern­dramaturgie – was heißt das heute eigentlich? Warum wollen Opernliebhaber Dramaturgen werden?

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Herr Paede, Sie sind auf Umwegen zur Dramaturgie gekommen.
Ich wollte erst Musikwissenschaftler werden, fand aber manches zu museal. In Würzburg, wo ich studierte, konzentrierte ich mich auf die zeitgenössische Musik. Dabei bin ich in die performative Richtung gerutscht, Dramaturgie war der nächste logische Schritt. Mich reizt weniger der trockene analytische Zugriff, mich interessiert das Lebendige von Kunst.

Das Dramaturgenleben zwischen Thesen und Theorien – ein Klischee?
Ich glaube schon.

Die meisten Dramaturgen heute haben Sinn für Praxisorientiertes und fragen nach der Funktionalität eines Stücks: Wie erzählt sich was? Passt es in den Spielplan? Der Dramaturg, der wild mit Adorno-Zitaten um sich schmeißt, ist ein Mythos. Womöglich entstanden in einer Zeit, als es solche Studiengänge wie in München gar nicht gab. Wir haben schon auch unsere Theaterwissenschaftskurse, lernen aber am lebenden Objekt einer entstehenden Produktion.

Warum wird man Dramaturg und nicht Regisseur?
Das ist auch so ein Klischee: Dramaturgen seien verhinderte Regisseure – ­genauso wie Journalisten angeblich verhinderte Autoren seien. Der starke ­Reflexionscharakter liegt mir mehr als eine Künstlerexistenz, ...

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Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Magazin, Seite 79
von Markus Thiel

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