Apropos... Dramaturgie
Herr Paede, Sie sind auf Umwegen zur Dramaturgie gekommen.
Ich wollte erst Musikwissenschaftler werden, fand aber manches zu museal. In Würzburg, wo ich studierte, konzentrierte ich mich auf die zeitgenössische Musik. Dabei bin ich in die performative Richtung gerutscht, Dramaturgie war der nächste logische Schritt. Mich reizt weniger der trockene analytische Zugriff, mich interessiert das Lebendige von Kunst.
Das Dramaturgenleben zwischen Thesen und Theorien – ein Klischee?
Ich glaube schon.
Die meisten Dramaturgen heute haben Sinn für Praxisorientiertes und fragen nach der Funktionalität eines Stücks: Wie erzählt sich was? Passt es in den Spielplan? Der Dramaturg, der wild mit Adorno-Zitaten um sich schmeißt, ist ein Mythos. Womöglich entstanden in einer Zeit, als es solche Studiengänge wie in München gar nicht gab. Wir haben schon auch unsere Theaterwissenschaftskurse, lernen aber am lebenden Objekt einer entstehenden Produktion.
Warum wird man Dramaturg und nicht Regisseur?
Das ist auch so ein Klischee: Dramaturgen seien verhinderte Regisseure – genauso wie Journalisten angeblich verhinderte Autoren seien. Der starke Reflexionscharakter liegt mir mehr als eine Künstlerexistenz, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Magazin, Seite 79
von Markus Thiel
Statt Böhmen und Mähren Studio B, statt Fans sucht man Follower. Und den Brauttanz gibt’s als Flashmob auf dem Opernplatz: In Hannover ist Smetanas «Verkaufte Braut» in der Gegenwart gelandet. Getwittert und retweetet wird zwar nicht, auch Snapchat und WhatsApp greifen nicht ein – aber im Internet und im Stadtleben greift das Produktions-Team rund um den...
Wahre Kunst, schreibt Siri Hustvedt in einem ihrer Essays, hat die Eigenschaft, uns nervös zu machen; im positiven Sinn. Will man die Kunst Gwyneth Jones’ beschreiben, liegt man mit dieser Sentenz wohl nicht ganz falsch. Wenn die walisische Sopranistin die Bühne betrat, wurde der Zuschauer festgehalten, gebannt, zuweilen gar geblendet. Nicht erst, als sie die...
Im Anfang ein Bild, erschütternd und versöhnlich zugleich. Zwei Schlafende, womöglich Tote, Manon Lescaut und der Cavaliere Des Grieux. Reglos liegen sie im Bühnensand. Ein Spiegel trennt das verunglückte Paar, doch über dem Glas haben sich ihre Hände in einer letzten, zarten Berührung gefunden. Andrea Breth inszeniert erstmals Puccinis (lange nicht sonderlich...