Juliane Banse: Im Arm der Liebe – BR Klassik 900322 (CD); AD: 2015
An Grenzen
Joseph Marx? Es gibt vermutlich nicht allzu viele Musikliebhaber, die Leben und Werk dieses außerordentlich vielseitigen Künstlers, Pädagogen und Kritikers kennen; die Musikgeschichtsschreibung hat auch in seinem Fall fahrlässig gehandelt. Seinen Zeitgenossen nämlich war Marx durchaus ein Begriff.
Nicht nur galt er in Kakaniens Kapitale als einer der einflussreichsten Männer der «Branche» und pflegte Freundschaften unter anderem mit Giacomo Puccini, Maurice Ravel, Richard Strauss, Franz Schreker; auch als Komponist genoss Marx seiner avancierten, an die Ränder des Tonalen reichenden Klangsprache wegen durchaus erkleckliche Akzeptanz.
Im Zentrum seines Œuvres stehen sicherlich die Lieder. Einige davon hat Juliane Banse nun – unter dem etwas gespreizten Titel «Im Arm der Liebe» – mit Werken der Gattung von Walter Braunfels, Hans Pfitzner und Erich Wolfgang Korngold kombiniert – allein aufgrund der politischen Implikationen eine reizvolle Mixtur. Die einerseits zeigt, wie groß der Einfluss des Titanen Strauss war; andererseits, wie eklatant sich Marx, insbesondere durch seine zarte Hinwendung zur mystisch ausschweifenden Tonsprache eines Alexander Skrjabin, zu emanzipieren wusste. ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 27
von Jürgen Otten
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