Affentheater

Menschen, Tiere, Emotionen: Tobias Kratzer und Dominik Beykirch treiben in Weimar mit Rossinis «L’italiana in Algeri» ein höchst vergnügliches Gefühlslaborspiel

Opernwelt - Logo

Ein hochmodernes Forschungslabor hat sich der Oberaffe Mustafà bauen lassen, um das Gefühlsleben der Menschen zu erforschen. Seine Horde konnte ihm ein Prachtexemplar einfangen, das nun in einem Glaskäfig gehalten und akribisch untersucht wird. Da sein Interesse längst nicht mehr dem Affenweibchen Elvira gilt, soll ihm sein Laborleiter Haly nun eine menschliche Variante besorgen, damit er die Forschungsergebnisse lustvoll in die Tat umsetzen kann.

Regisseur Tobias Kratzer lässt Gioachino Rossinis Befreiungskomödie «L’italiana in Algeri» auf einem von Bühnenbildner Rainer Sellmaier entworfenen Planeten der Affen spielen – mit deutlich mehr Erfolg als Doris Dörrie einst in München Verdis «Rigoletto». Kratzer, der in Weimar schon einen bemerkenswerten «Lohengrin» inszenierte und 2019 den nächsten «Tannhäuser» in Bayreuth übernehmen soll, kann auch Komödie: Er beherrscht die Feinmechanik der überraschenden Begegnungen und verblüffenden Momente.

Wenn Isabella sich durch den Laborkeller einschleicht, um Lindoro mit Hilfe ihres Zweitgeliebten Taddeo zu befreien, wird sie von den Laboraffen geschnappt, entkleidet und, um sie für den Chef noch attraktiver zu machen, mit Bananen verziert. ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Uwe Friedrich

Weitere Beiträge
Geerdet, um abzuheben

Die Kaiserin hat sie dieses Mal nicht getroffen. Vier Jahre ist es her, dass Edita Gruberova in Tokio den erschrockenen Taxifahrer aufforderte, sie zum Palast zu bringen. Ihre Hoheit hatte zum Privatissimum gebeten, um selbst am Klavier einige Lieder zu begleiten. Zwei Regentinnen unter sich, musizierend, dann beim Tee, gern wäre man bei diesem Gipfeltreffen dabei...

Nichts ist je vollendet

Tradition sei nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers, hatte Gustav Mahler sich erhitzt. Mit ruhigerem Puls und wortreicher, aber sonst völlig d'accord formulierte es einmal Luciano Berio im Interview für diese Zeitschrift: «Ich habe immer daran geglaubt, dass die Zukunft sich nur aus der Vergangenheit entwickeln kann. Im...

Berühren statt rühren

Tri-tra-trullala? Gewiss nicht. Der Kasperle, der da im Drillich über die Puppenbühne hetzt, ist nicht der fröhliche Freund der Kinder, sondern eine geschundene, im Wahn zum Mörder werdende Figur. Es ist die Geschichte vom armen Soldaten, dem nach experimentellem Dörrbohnengenuss die Birne weich wird – von Georg Büchner aufgegriffen und von Alban Berg genial in...