Abschiedswalzer
Die Entscheidung fällt nicht eben leicht: Soll man Lehárs «Lustige Witwe» nun toll finden oder doch eher ein bisschen doof? Wäre der Maßstab die Art und Weise, wie Patrick Hahn den orchestralen Entr’acte mit der Melodie des Vilja-Lieds vor dem Finalakt dirigiert und dabei jede feine Nuance dieses melancholischen Klangbildes hervorzaubert, fiele das Votum klar aus: Das ist wirklich famos instrumentiert. Im Gegenzug muss man allerdings die misogynen Zeilen von der Schwierigkeit des Studiums der Weiber über sich ergehen lassen.
Das kracht dann als finales, lärmig-blödes Männertheater über die Bühne, bevor es abrupt mit aufgerissenen Mündern und hochgerissenen Händen einfriert. In Barrie Koskys Inszenierung ist das Ende hier aber noch nicht ganz erreicht. Der Haufen verschwindet hinterm Rundvorhang, davor erscheint das nach langen Wirren endlich vereinte Paar Hanna Glawari und Danilo Danilowitsch am Flügel. Von der Solovioline zartfühlend intoniert, erklingt der Schlager «Lippen schweigen», dann tritt der Graf hinter den Vorhang. Zurück bleibt die alternde Hanna und umarmt das Bild des Liebsten. Dieses berührend innige Bild eines versöhnlichen Abschieds bricht einem dann doch das Herz ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt April 2024
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Bernd Künzig
JUBILARE
Felicity Palmer studierte an der Londoner Guildhall School of Music and Drama sowie in München, bevor sie das erste weibliche Ensemblemitglied der King’s Singers wurde. Ihr Bühnendebüt gab die Mezzosopranistin 1971 als Dido in Purcells «Dido and Aeneas» an der Kent Opera, zwei Jahre später folgte ihr erster Auftritt in den USA in «Le nozze di Figaro». Vor...
Jeder hat sein Guilty Pleasure, wie man neudeutsch zu einem Laster sagt. Genussmittel wie Alkohol fallen darunter, Lebensmittel wie Schokolade, auch wer sich wochenends auf ausgiebige Shopping-Tour begibt, ist nicht freizusprechen. Gemeint ist eben alles, was man nicht nur ab und zu, sondern regelmäßig tut, kauft und konsumiert – und das im Geheimen, weil es Dinge...
Reuß-Schleiz-Greiz heißt das deutsche Duodezfürstentum in der Operette «Wiener Blut». Dass es keineswegs fiktiv ist, weiß eine größere Öffentlichkeit allerdings erst, seit ein Nachfahre des dortigen Herrschergeschlechts der Reußen vor eineinhalb Jahren bei den «Reichsbürgern» mitgeputscht hat. Wie sämtliche männlichen Mitglieder der Dynastie heißt er Heinrich, ist...