Beste Unterhaltung
Tragödien zielen auf die Bedingtheit des menschlichen Lebens schlechthin, Komödien eher auf das Menschlich-Allzumenschliche unter den Bedingungen der jeweiligen Epoche. Weshalb, so ließe sich eine Faustregel des Theaters formulieren, Letztere rascher und gründlicher veralten als Erstere. Im Jahr 1928 gelang Kurt Weill und Bertolt Brecht bekanntlich eine glänzende Wiederbelebung der 200 Jahre alten «Beggar’s Opera» von John Gay und Johann Christoph Pepusch.
Doch weil kaum etwas zeitgebundener ist als Gangsterjargon, wirkt die «Dreigroschenoper» mittlerweile auch schon wieder gut abgehangen.
Seitdem folgten einige Bearbeitungen, die näher an den originalen Musiknummern bleiben. Eine davon brachte der Regisseur Robert Carsen 2018 im Rahmen einer großen europäischen Koproduktion am Pariser Théâtre des Bouffes du Nord heraus; sie wurde auf DVD festgehalten. Zu Recht. Denn der Kapitalismus, zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen, ist geblieben, in London wie andernorts. Und mit ihm die schichtenübergreifende Frage, die Peachum gleich zu Beginn formuliert: «What’s in it for me?» – Was springt für mich dabei raus? Für heutige Kleinkriminelle sind beim Dealen und Stehlen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Juni 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 47
von Michael Stallknecht
Keine wie sie ist so sehr Bühne. In keiner anderen Stadt machen Frauen und Männer einander solch opernreife Szenen der Leidenschaft. Nur hier wirken Identitätentausch und Simulation im Rollenspiel des Karnevals vollkommen natürlich und kunstvoll zugleich. Nirgends gehört das Singen von mittelprächtigen «O sole mio»-Tenören so selbstverständlich zum Leben wie am...
JUBILARE
Edo de Waart studierte Oboe, Klavier und Dirigieren am Sweelinck-Konservatorium seiner Heimatstadt Amsterdam. Er schloss sein Studium 1962 ab und wurde im folgenden Jahr Oboist im hier beheimateten Koninklijk Concertgebouworkest. 1964, erst 23 Jahre alt, gewann er den Dimitri-Mitropoulos-Dirigierwettbewerb in New York. Damit verbunden war eine einjährige...
Das Rumpeln haben sie vermutlich bis nach Karlsruhe gehört. Sehr vielen Menschen fielen in der Hauptstadt jede Menge Steine vom Herzen, als der Bundesgerichtshof im Januar die «Nichtzulassungsbeschwerde» eines Investors ablehnte, mit dem das Land Berlin jahrelang um ein Grundstück direkt neben der Komischen Oper gerungen hatte. Ohne den schmalen, unbebauten...