Unersättlich
Ein verhetzter Auftritt, ein Geheimtreffen in tiefer Nacht. Es ist der Beginn einer neuen Zeitrechnung und markiert den Fall von Plácido Domingo. Man schreibt den 24. Oktober 2009, Tatort ist die Bühne der Berliner Staatsoper. Ein tiefer Fall für den Star, sogar ein Rückfall – vom Tenor zum Bariton, zu jener Stimmlage, mit der alles begann. Das Debüt als Verdis Simon Boccanegra, als Mann, dessen Freunde auf einem dunklen Genueser Platz die Ausrufung als Volkstribun aushecken, all dies eröffnet Domingo die Sechstkarriere.
Den jugendlichen Zarzuela-Trällerer, den Tenorissimo, den Dirigenten, Intendanten und Operalia-Nachwuchsförderer und nun den baritonalen Silberrücken, alles muss man dafür zusammenrechnen.
Wie viele Rollen Domingo gesungen hat und wie oft, das weiß er wohl selbst nicht so ganz genau. Und mag auch die Diskussion, wer denn nun der legendärste, wichtigste, größte Jahrhunderttenor sein mag, auf ewig offenbleiben, der Titel als eloquentester, fleißigster, omnipräsentester ist Domingo sicher. Morgens Aufnahmesitzung im Studio, abends Live-Auftritt zwei Flugstunden entfernt, nicht nur ausnahmsweise ist das vorgekommen. Dabei trifft der Tatbestand der Unersättlichkeit ...
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Opernwelt Januar 2021
Rubrik: Magazin, Seite 61
von Markus Thiel
Eine «Oper in italienischer Sprache» nennt Pascal Dusapin «Passion», sein sechstes Bühnenwerk. Doch trifft dieser Untertitel wirklich den Kern des 75-Minuten-Opus, das sich zwar auch als Kommentar zu Monteverdi und dem Mythos von Orpheus und Eurydike verstehen lässt, seinen Sog aber aus den sanft verfließenden Farben wundersamer Klangbilder bezieht, die letztlich...
62. Jahrgang, Nr 1
Opernwelt wird herausgegeben von Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752340
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Andrea Kaiser | redak...
Wer diese Ersteinspielung von Goethes Singspiel «Scherz, List und Rache» in der Vertonung Philipp Christoph Kaysers (1755–1823) hört, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Mehr als 200 Jahre lag die Partitur unbeachtet im Zürcher Nachlass des Komponisten vergraben, bis Hermann Dechant sie 1993 radikal gekürzt und in reduzierter Instrumentation erstmals im...