Apropos... Disposition

Nach 32 Jahren an der Deutschen Oper am Rhein ist Operndirektor Stephen Harrison in Rente gegangen. Der gebürtige Brite mit den stählernen Nerven und einem Hang zu erfrischender Selbstironie saß unter drei Intendanten an der Planungs-Schaltstelle des Riesenbetriebs. An seinem vorletzten Arbeitstag spricht Harrison – in seinem zwischen Intendanz und KBB schon fast geräumten Büro – wohlgelaunt über seine lange Laufbahn

Herr Harrison, was war Ihr erster Berufswunsch?
In der Zeit, als ich in London an der Covent Garden Oper als Repetitor engagiert war, habe ich immer davon geträumt, ein großer Dirigent zu werden. Meine damaligen Kollegen und ich fanden uns alle viel begabter als die internationalen Maestri und haben nur auf die Gelegenheit gelauert, ans Pult zu kommen. Na ja, Carlos Kleiber, der ging noch, aber alle anderen waren aus unserer Sicht zweitranging. Wir waren alle ein bisschen hochmütig.

Wie ging es dann weiter mit dem Dirigenten-Traum?
Ich wurde als Assistent des Chordirektors an die Oper Frankfurt engagiert, lernte in der Kantine Deutsch und dirigierte dann mein erstes Musical. Einmal ließ Michael Gielen mich in einer Bühnenorchesterprobe den «Walkürenritt» dirigieren und sagte danach: «Das war gar nicht schlecht!» So kam ich an gewisse Dirigate. Dann ging ich nach Gelsenkirchen, in der Hoffnung, mehr zu dirigieren, und übernahm zum Beispiel die «Zauberflöte».

Und dann kam der Anruf aus Düsseldorf?
Ja, in Gelsenkirchen musste gespart werden, und die Deutsche Oper am Rhein suchte einen Studienleiter. Ich setzte durch, dass ich auch dirigieren durfte, zehn Abende pro Jahr. Allerdings ...

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Opernwelt November 2020
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Regine Müller

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