Jecken im Glück
Zwar ist 2019 noch nicht vorbei. Doch müsste ein Wunder geschehen, um dieses Offenbach-Jahr noch zu drehen. Sein Ertrag ist – überschaubar: einige Neuproduktionen, doch kaum neue Perspektiven. Und noch weniger Auseinandersetzungen mit Unbekanntem («Barkouf», der im Oktober in Köln Premiere hatte, war schon 2018 in Straßburg herausgekommen).
Das kalauernde Motto der Kölner Aktivitäten bringt es auf den Punkt: «YES, WE CAN CAN». Was jedes Opernhaus kann, ist Cancan, also die Zementierung des Bilds eines Spaßmachers, den man als Komponist nicht weiter ernst nehmen muss.
Deshalb Höllengalopp und Slapstick allüberall, weniger spaßige Stücke fast nirgendwo.
Das Buch zu dieser Verniedlichung eines herausragenden Theater-Genies kommt ebenfalls von der Kölner Offenbach-Gesellschaft e. V. Offenbach war «en Kölsche Jeck»! Heiko Schon («Jacques Offenbach – Meister des Vergnügens», Regionalia Verlag, Daun 2018, 216 Seiten) schreibt sehr flott, doch nicht besonders stilsicher und bietet viele lesenswerte biografische Details, doch nichts zur Frage, was Offenbachs Musik so einzigartig macht.
Pionierarbeit leistet hier das Gastkapitel «Zur Erinnerungsmotivik in den Offenbachiaden und der ...
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Opernwelt November 2019
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Anselm Gerhard
Kein Sonnenaufgang, keine Gewitterwolken, kein Regenbogen. (Fast) nur Schwarz und Weiß. In Tobias Kratzers Regie von Rossinis Mammut-Oper tragen die Unterdrückten Schwarz, mit weißen Hemden. Die Unterdrücker dagegen – genau wie die Gang um Alex in Stanley Kubricks Film «A Clockwork Orange» – Weiß, mit schwarzer Melone und schwarzen Stiefeln. Auf Rainer Sellmaiers...
Was zunächst erstaunt bei dem heiklen Stoff: Sláva Daubnerová verweigert jede Aktualisierung oder ideologische Kontextualisierung. Doch die Zurückhaltung der slowakischen Regisseurin, Schauspielerin und Autorin bekommt Shchedrins «Lolita»-Oper ausgezeichnet. Das Stück bietet genug Deutung, nicht nur durch die subtile musikalische Textur, sondern auch dank des vom...
Bibelfeste Erzmänner verweisen gerne auf Paulus und dessen Mahnung an das weibliche Geschlecht (im Ersten Korintherbrief, Kapitel 14, Verse 34 und 35). Verkürzt und in heutigem Macho-Jargon würde diese etwa lauten, die Frau solle die Schnauze halten und tun, was der Mann ihr sagt. Eurydice pfeift darauf. Längst hat sie genug vom Gefiedel ihres Ehegespons, also...