Theater heute Oktober 2009
Foyer
Sekunde durch Hirn
Wer sich zur Vorbereitung auf die Saison durch eine Kiste Spielzeitprospekte blättert, findet viele wahre, warme Intendantenvorworte voller schönster Versprechungen. Nichts dagegen, aber es geht auch anders. Im Heft des Maxim Gorki Theaters findet sich ein kleiner Originalbeitrag von Wolfgang Engler, dem Soziologen, Autor und Rektor der Ernst-Busch-Schule. Eine Denkpause:
Peter Zadek 1926-2009
«Mich interessiert nur die Antwort durch dein Spiel»
Peter Zadek war immer ein hochproduktiver Störfall im Theater: ein geradezu dogmatisch unideologischer Regisseur, der seine Inszenierungen nicht aus Konzepten, sondern aus der Beobachtung von Schauspielern entwickelte; der nie einen wiedererkennbaren Stil erfand, weil er sich damit nur gelangweilt hätte, und der für jedes Stück, jeden Stoff neue Formen suchte. Zadek war dabei immer auch ein Verschwender – seiner selbst und der Theater, an denen er arbeitete: Zeit, Geld und Aufwand zählten nicht, nur das Ergebnis.
Auf den folgenden Seiten erzählt Gert Voss von seiner Begegnung und der Arbeit mit Zadek; nachgezeichnet werden Zadeks Stationen von Ulm über Bremen nach Bochum und wichtige Inszenierungen der letzten Jahrzehnte; am Ende als Ausblick ein kurzer Abriss der «Methode Zadek».
Das Äußerste im Normalen
Peter Zadeks Weg von London über Ulm, Bremen und Bochum ins Zentrum des deutschen Nachkriegstheaters
Bilder und Texte
Nach Bochum übernahm Peter Zadek nur einmal noch alleinverantwortlich eine Intendanz, von 1985–89 im Hamburger Schauspielhaus. Dazwischen arbeitete er als freier Regisseur: Stationen seiner Theaterarbeit in München, Hamburg, Wien, Berlin
Prosperos Insel
Die Methode von Peter Zadek – ein Regieleitfaden zum Nachmachen für jeden, der es versuchen will
Festival
Reden ist Silber
Die Salzburger Festspiele 2009: Inszenierungen von Sebastian Nübling, Jette Steckel und Jossi Wieler –
und eine Rede von Daniel Kehlmann
Akteure
Lebenslängliche Theaterkerkerhaft
Eine Rede auf Traugott Buhre, gehalten in der Dorfkirche Berlin-Lichterfelde am 6. August 2009
Hamlet auf See
Wie wird man Dramaturg? Matthias Pees hat als Kritiker angefangen, dem das Erleben und Erfinden zuweilen durcheinander geriet. Über Heiner Müller kam er zu Castorf an die Volksbühne, von Hannover führte es ihn nach Brasilien, wo man den Kulturproduzenten für einen Landwirt hält. Ein literarischer Theaterlebens-Wirrweg.
Das Stück
Innen und außen
2005 reiste der Dramatiker Claudius Lünstedt aus Neugier in den Iran. Er verliebte sich dort nicht nur, sondern recherchierte zwei Jahre später auch für einen Theatertext, der sich heute wie eine Vorahnung der Proteste im Juni liest: «Teheran 1386».
Wir bleiben wach
Ein Brief aus Teheran
Der Schnappschuss als Waffe
Cameron Abadi, in den USA aufgewachsener Exiliraner und heute Journalist in Berlin, hat den Wahlmonat Juni in Teheran verbracht. Ein persönlicher Rückblick auf diese Erfahrung.
Chronik
Kulturkämpfe
Zaimoglu/Senkel «Schwarze Jungfrauen», Hebbel «Gyges und sein Ring»
Jammerchor
Tina Müller: «Verlassen» in Düsseldorf
Ermittlung gegen ein Schaubild
Peter Handke «Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten»
Göttergatte
Kleist «Amphitryon»
Schlechter Schnaps
Euripides «Bakchen»
Theater im TV
Studentenfilm wird „großes Kino”
Theatral bewegende TV-Highlights im Oktober: Zum Beispiel der Berlinale-Liebling 2005, „Netto” von Robert Thalheim.
Magazin
Geschichten aus dem Exil
Wajdi Mouawad prägt mit einer Werkschau das 63. Festival d’Avignon
Der Kosakenstiefel knarrt
Ein Edeltheater-Event mit Tolstoi, ins Grüne gesetzt von Volker Schlöndorff im Schlosspark von Neuhardenberg
Altonaer Träume
Neue Räume für die Kunst: Die Hamburger Theaterakademie baut auf dem Gelände in der Gaußstraße, für das es noch mehr Begehrlichkeiten gibt
Schwarz spielt weiss
Das Zürcher Theaterspektakel feierte sein 30. Jubiläum – und trauerte um Markus Luchsinger
«Verwahrlosung ist die Hoffnung»
Das mittlere Maß war für ihn der lebendige Tod. Ein Interview-Band lässt ihn noch einmal aufleben: den Lebens-, Politik- und Intensitätshunger des Dichters Thomas Brasch
«Wir sind fremde»
Johanna Wokalek und Jens Harzer lesen Bachmann und Celan: «Herzzeit»