Poesie und Schrecken
Alte Liebe rostet nicht. Aber sie vergeht, irgendwann. Das muss auch Wotan, der Wanderer, erkennen, als er, nietzscheanisch beflügelt, Erda aufsucht, die verblühte Schönheit. Reglos, ermattet liegt sie auf jenem breiten Bett, das dereinst beider Leidenschaften diente. Aber auch der Gott ist müde geworden, nicht länger vermag er zu glauben, alle Lust wolle Ewigkeit. Wie Ödipus auf Kolonos betritt der vokal virile Egils Silins das Schlafzimmer, eine schwarze Sonnenbrille im Gesicht, die Haare lang, strähnig und so silbergrau wie Erdas Mähne (Edna Prochnik).
Ein letztes Mal bäumt sich die Urmutter auf, doch vergebens. Liebe, verblasst zur schalen Erinnerung.
Darum, um das, was wir erinnern, geht es sehr viel in Markus Dietz’ «Siegfried»-Inszenierung am Staatstheater Kassel, die den eingeschlagenen «Ring»-Weg konsequent, plausibel und (zu-)packend fortsetzt. Während des Vorspiels, das GMD Francesco Angelico extrem behäbig dirigiert (als wolle er zum Ausdruck bringen, dass die Welt still steht), zeigt ein Film von David Worm die durch Wiesen und Felder irrende schwangere Sieglinde, ätherisch schön in ihrem weißen Negligé, um dann die Szenen der Geburt mit aller Drastik aufzupumpen. ...
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Opernwelt November 2019
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Jürgen Otten
alpha
17.11. – 21.45 Uhr
Mariss Jansons dirigiert
Brahms: Ein Deutsches Requiem
17.11. – 21.45 Uhr
Mariss Jansons dirigiert
Mozarts «Requiem» und Schönbergs «Ein Überlebender aus Warschau»
arte
03.11. – 16.50 Uhr
Verdi: Messa da Requiem
Berliner Philharmoniker (2019)
ML: Muti, S: Garanča, Meli, Abdrazakov, Yeo
06.11. – 05.00 Uhr
Werke von Beethoven
Berliner...
Orhan Pamuk war nicht da. Dabei hätte er all den nützlichen und weniger nützlichen Nippes, all die Liebesgeschichten, die sich aus den objets trouvés herausschälten, gut gebrauchen können für sein «Museum der Unschuld». Wobei das mit der Unschuld so eine Sache ist. Genau darum nämlich geht es nicht in «All the good» von Jan Lauwers, das dieser mit seiner...
Zwar ist 2019 noch nicht vorbei. Doch müsste ein Wunder geschehen, um dieses Offenbach-Jahr noch zu drehen. Sein Ertrag ist – überschaubar: einige Neuproduktionen, doch kaum neue Perspektiven. Und noch weniger Auseinandersetzungen mit Unbekanntem («Barkouf», der im Oktober in Köln Premiere hatte, war schon 2018 in Straßburg herausgekommen).
Das kalauernde Motto...