Der Kritik-Dichter

Endlich: die erste Biografie über Alfred Kerr. Zu Nikolaus verlosen wir zwei Bücher.

Dank der editorischen Bemühungen von Günther Rühle ist der Theaterkritiker und vor allem auch der Chronist der aufstrebenden Weltstadt Berlin, Alfred Kerr, heute wieder ein bekannter Autor. Mitarbeiterin der Kerr-Edition ist seit vielen Jahren die in London geborene Literaturwissenschaftlerin Deborah Vietor-Engländer, deren Familie wie die Kerrs aus Nazideutschland emigrieren musste.

Das Ergebnis ihrer langjährigen Beschäftigung mit Leben und Wirken Alfred Kerrs ist die kürzlich erschienene erste Biografie über den einflussreichsten Theaterkritiker Deutschlands im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.

Geboren wurde er als Alfred Kempner in der Weihnachtsnacht 1867 in Breslau. Seine Eltern Emanuel und Helene Kempner waren relativ orthodoxe Juden mit Neigung zur Akkulturation in die christlich-deutsche Welt. Auch als Alfred Kerr blieb der Sohn ein außerordentlich selbstbewusster Jude, erwog für sich nie die christliche Taufe. 1886 machte er am Gymnasium Elisabethan sein Abitur. Da jüdischen Abiturienten die Offizierslaufbahn in der kaiserlichen Armee verschlossen blieb, wurde er nicht einberufen und konnte an der Breslauer Universität Philologie studieren.

In den ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Dezember 2016
Rubrik: Bücher, Seite 52
von Klaus Völker

Weitere Beiträge
«Ich träume nur einmal im Jahr»

Begegnungen mit dem Schauspieler Franz Rogowski. Das erste Mal: 2011 in Salzburg. Wir saßen mit Philipp Hochmair in einem Café abseits des Festspieltrubels und sprachen über den «Faust» von Nicolas Stemann, der in den nächsten Tagen Premiere haben würde. Auf einem Rennrad mit für das Kopfsteinpflaster viel zu dünnen Reifen kam ein junger Mann mit höchst...

Warum nicht gleich Malick?

Das Theater geht ins Kino mit wackeligen Beinen und einem schicken neuen Anzug. So ließe sich der mediale Transfer beschreiben, den die Verfilmung von Ibsens «Die Wildente» durch Simon Stone betreibt. Der Australier Stone, geboren in Basel und dort Hausregisseur am Theater, wurde für seine Wiener Inszenierung von «John Gabriel Borkman» in diesem Jahr zum...

Opa erzählt vom Krieg

Man könnte es sich leicht machen. Man könnte konstatieren, dass die Berliner Volksbühne mit Frank Raddatz' «Republik Castorf» im Zustand fortgeschrittener Sentimentalisierung angekommen sei. Und, ja, natürlich ist das sentimental: ein Interviewband, bestehend aus 18 selten analytischen, oft plaudernden, immer affirmativen Gesprächen mit einst und heute...