Bielefeld: Simone Sandroni «Woher wir kommen»

Simone Sandroni liebt es heißt und brodelig – Bielefelds Tanzchef ist Italiener! Und die Küche also qua Geburt ein göttlicher Ort für ihn. So schickt er jetzt sein zehnköpfiges Ensemble an den Herd, wo es betört von Knoblauch- und Rosmarinwolken nach den eigenen Ursprüngen forscht. Sasha Waltz hat als choreografische Küchenfee einst mit der durchgeknallten Wohngemeinschafts-Küche in «Twenty to Eight» ihren Weltruhm begründet. Jetzt gibt es also auch in Bielefeld Küchentisch-Akrobatik.

Tänzer, die mit athletischer Grazie über das Möbel springen, auf der Tischplatte schliddern oder die Gliedmaßen daraufknallen. Für das Duell «verwundbarer Körper gegen scharfkantigen Tisch» hat die Tanzgeschichte zwar auch schon ein Signaturstück: William Forsythes Klassiker «One Flat Thing, Reproduced». Aber Simone Sandroni erweitert einfach die Gefahrenzone, indem er seinen Tischen Rollen verpasst, so dass sie scheinbar chaotisch durch die Bühnenküche cruisen und die Tänzer auf ihnen wie auf Surfbrettern balancieren. Zudem lockert Sandroni die abstrakte Formation mit Tanztheater-Gags auf. So wird ein Tänzerkörper schon mal wie ein Hefeteigklumpen ausgewellt, geknetet und geschlagen. Eine Performerin ...

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Tanz Mai 2019
Rubrik: Kritik, Seite 36
von Nicole Strecker

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