Oslo: Marit Moum Aune «Hedda Gabler»

Immer wieder wendet Hedda Gabler (die Tänzerin Grete Sofie Borud Ny-bakken) ihr Gesicht dem Publikum zu. Mit unnachgiebigem Blick und trotziger Körpersprache scheint sie Hilfe zu suchen, zumindest aber Bestätigung: «Seht ihr, was die mit mir machen? Und nicht nur mit mir! Seht ihr das?» Unverhohlen und dringlich wirkt diese Kommunikation der verzweifelten Hedda mit ihrem Publikum.

Die norwegische Choreografin Marit Moum Aune siedelt Ibsens Klassiker in einer stummen, düsteren, abstrakten Welt an, in der die Handlung einzig durch wechselnde Spannungszustände zwischen den Tänzerinnen und Tänzern des Norwegischen Nationalballetts voranschreitet. Das gelingt ihr bemerkenswert eindringlich, auf allem Geschehen lastet das bedrückende Gefühl unausweichlichen Unheils. Jedes Mal, wenn sich die Aufführung dem Zustand der Stagnation annähert, bricht Hedda aus dem dramatischen Bühnengeschehen aus und starrt uns vorwurfsvoll an. Ihre Blicke zwingen uns unablässig dazu, Stellung zu beziehen. 

Nicht zum ersten Mal hat Moum Aune ein Ibsen-Werk für die Tanzbühne bearbeitet: 2015 ging in Oslo die Premiere von «Ghosts» über die Bretter, ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Jazz-Komponisten Nils Petter ...

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Tanz März 2019
Rubrik: Kritik, Seite 48
von Maren Ørstavik

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