Mannheim: Mythentaucher

Dlé «Der Fluch der Tantaliden»

Sollte es bislang problematisch gewesen sein, Pubertierende für die antike Familienaufstellung des Tantaliden-Geschlechts zu interessieren, dürfte die mythologische Rap-Oper des Hip-Hop-Trios Dlè weiterhelfen. Wir erinnern uns: Am Anfang steht ein kannibalisches Abendmahl, in dessen Verlauf der Zeus-Sohn Tantalos die Götter in Versuchung führt und ihnen den eigenen Sohn Pelops als Barbecue serviert.

Es kommt, was kommen muss: Die Götter verfluchten das Geschlecht der Tantaliden, was wiederum zur Folge hatte, dass so illustre Namen von Mord- und Rachetätern wie Agamemnon, Klytaimnästra, Aigisthos, Elektra und Iphigenie auftauchten. Bis hin zu Orestes’ Freispruch durch Athene sind irgendwann dann all die Geschichten erzählt, die Grundlage weiter Teile der epischen und dramatischen Literaturproduktion des Abendlandes wurden.

Will man das in einer Stunde zwanzig nacherzählen, sollte man Mut zur Lücke haben. Die Mannheimer Tantaliden-Erzähler machten aus der Not der Materialfülle eine Tugend der Shortstory. Der Abend funktioniert als spritziges Mythen-Konstrukt, auch wenn immer mal wieder ein für den Rap typischer Overkill der Binnenreime nervt. 

Auf Tonträger erschienen ist der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Februar 2019
Rubrik: Chronik, Seite 52
von Jürgen Berger

Weitere Beiträge
Haltung ohne auszugrenzen

Für die Geschichte der Demokratie in Deutschland ist der 9. November der wohl ambivalenteste Jahrestag: 1918 markiert er das Ende der Novemberrevolution mit der Ausrufung der ersten demokratischen Republik, 1938 den Umschlag der Diskrimi­nierung jüdischen Lebens im Dritten Reich in seine offene Verfolgung und Vernichtung, 1989 den Fall der Berliner Mauer und damit...

Bücher: Die Anti-Aristotelikerin

Eine «Kriegsmaschine gegen die Institu­tion Theater», das ist für Florence Dupont die «Poetik» des Aristoteles. Der Philosoph, ein Fremder in Athen, der nie bei den Dionysien dabei war, sauge mit ihr der «lebendige(n) Kunst» und «volkstümliche(n) Praxis» das Blut aus. Denn Theater werde darin auf die «Darstellung einer Geschichte» reduziert, auf die Funktion der...

Daten (2/2019)

Aalen, Theater der Stadt
16. Macmillan, All das Schöne

R. Jonathan Giele
19. nach Hoffmann, Der goldene Topf
R. Tonio Kleinknecht 

Altenburg/Gera
15. Walser, Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel

R. Holk Freytag 

Annaberg, Eduard-von-Winterstein-Theater
10. Lund und T. Zaufke, Grimm! Die wirklich wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf

R. Tamara Korbe 

Ansbach,...