Die Grundfragen der Spezies
Behaupte noch jemand, die Gegenwartsdramatik stelle nicht die Fundamentalfragen der Spezies! In «Tartuffe oder das Schwein der Weisen», der Molière-Variation des Pop-Künstlers PeterLicht am Theater Basel, philosophieren hypertrendige Zeitgenossinnen und Zeitgenossen wie «die Perni», «die Elmi» oder «der Orgi» abendfüllend über nichts anderes als das existenzielle Grundproblem schlechthin; nämlich, ob es eine «Geilheit gibt im Ungeilen».
So lässt sich der Singularitätsimperativ, den der Soziologe Andreas Reckwitz der (spätmodernen) Gesellschaft attestiert, schließlich auch fassen: Tartuffe, also «der Tüffi», hat sich vom Inbegriff religiöser Moralheuchelei längst zum offen ersatzreligiösen «Geilisierungs»-Fetisch gemausert; zum Must-have für den entscheidenden Distinktionsschritt aus dem allgegenwärtigen Mittelmaß!
Überhaupt liefern die führenden Theatertexte der Saison die Dramen zum gesellschaftstheoretisch verbrieften Status quo; und zwar, aus gegebenem Anlass, gern in Form der Farce. Ausgehend von eben jenem Distinktionswillen der (ja auch im Bühnen-Business reichlich vertretenen) kulturellen Klasse, erstreckt sich die dramatische Agenda über mehr oder weniger parabolische ...
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